Datenschutz & Sicherheit

Abhören von Mobiltelefonen mit Radartechnik und KI möglich


Einem Team von Informatikern der Penn State University ist es gelungen, Mobiltelefongespräche mittels eines Millimeterwellenradars abzuhören. Das Radar erfasst die Vibrationen an der Oberfläche des Handys, die beim Sprechen entstehen. Die Entschlüsselung der Vibrationsmuster übernimmt eine Künstliche Intelligenz (KI).

Bereits 2022 hatten die Forscher ein ähnliches Verfahren angewendet, um Gespräche abzuhören, die mit einem Mobiltelefon geführt werden. Damals war jedoch die Abhörleistung niedriger. Das System erreichte eine Genauigkeit von 83 Prozent bei nur zehn vordefinierten Schlüsselwörtern.

Das nun entwickelte Verfahren kann mehr Wörter entschlüsseln. Verwendet wird dazu ein Millimeterwellen-Radarsensor. Die Technik wird etwa in autonomen Fahrzeugen neben Lidar verwendet, um Abstände einschätzen zu können. Bei der Abhörtechnik werden damit kleine Vibrationen erfasst, die an der Geräteoberfläche eines Mobiltelefons durch die Sprache entstehen. Die Daten sind jedoch qualitativ eher minderwertig, wie die Forscher in ihrer Studie „Wireless-Tap: Automatic Transcription of Phone Calls Using Millimeter-Wave Radar Sensing“ schreiben, die in den Proceddings der Sicherheitskonferenz ACM WiSec 2025 erschienen ist. Die sehr stark verrauschten Daten müssen daher interpretiert werden können.

Dazu verwenden die Wissenschaftler das Open-Source-KI-Spracherkennungsmodell Whisper. Eigentlich dient Whisper dazu, eindeutige Audiodaten zu transkribieren. Die Forscher wendeten eine Low-Rank-Adaption-Technik des Maschinellen Lernens an, um Whisper für die Interpretation der Radardaten zu trainieren. So mussten die Wissenschaftler das Spracherkennungsmodell nicht von Grund auf neu erstellen.

Das so speziell abgestimmte KI-Modell konnte aus den Daten Transkriptionen für einen Wortschatz von bis zu 10.000 Wörtern erstellen. Die Genauigkeit betrug dabei 60 Prozent. Insgesamt ist das eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Verfahren von 2022, das nur zehn Wörter erkennen konnte. Das Abgehörte muss aber auch beim neuen System in den Kontext gestellt, gegebenenfalls interpretiert und korrigiert werden. Das ist ebenfalls bei Abhörverfahren durch Lippenlesen so, bei dem nur zwischen 30 Prozent und 40 Prozent der gesprochenen Wörter erfasst werden. In den Kontext gebracht, ergibt sich aber ein hohes Sprachverständnis.

Das Abhörsystem per Radar und KI funktioniert derzeit nur in einer Entfernung bis zu 6 m. Die Wissenschaftler möchten mit ihren Forschungsergebnissen darauf aufmerksam machen, wie einfach Schwachstellen von Angreifern ausgenutzt und sensible Informationen abgehört werden können. Sie wollen deshalb künftig ihr Augenmerk auf mögliche Abwehrmaßnahmen richten.


(olb)



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