Künstliche Intelligenz
Anatomie zum Anfassen: Portal für druckbare 3D-Anatomiemodelle
Die Masaryk University in Brünn, Tschechien, hat ein frei zugängliches Anatomie-Portal gestartet. Der Bereich Simulation Centre (SIMU) an der Medizinischen Fakultät ermöglicht mit dem Portal den kostenlosen Zugriff auf 3D-Modelle von Knochen, Organen und Lernobjekten. Die Modelle zeigen dabei neben gesunden Knochen auch erkrankungstypische Anomalien im Knochenbau. Im Gegensatz zu kommerziellen Plattformen öffnet diese Ressource ihre Inhalte für alle Interessierten. Studierende, Dozenten und Kliniker nutzen inzwischen das Angebot und greifen weltweit darauf zu.
Öffentlich und frei zugänglich
Ing. Jiří Travěnec, stellvertretender Direktor für Technologie bei SIMU, betont: „Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Plattformen, die in der Regel kommerziell betrieben werden, ist unser Portal öffentlich und frei zugänglich. Jeder kann die Modelle selbst herunterladen und ausdrucken.“ Damit die Modelle auch den Ansprüchen der klinischen Ausbildung genügen, durchläuft jedes Modell eine strenge Prüfung. Ein Nutzer – oft ein Dozent oder praktizierender Kliniker – überprüft anatomische Genauigkeit und Eignung für den Einsatz im Lehr- und Ausbildungsbereich.
Travěnec beschreibt den Prozess dabei so: „Beispielsweise kann jemand ein Modell des Dickdarms anfordern, um laparoskopische Nahttechniken (Technik bei minimalinvasiven Operationen) zu üben. Auf der Grundlage von CT-Scans oder mithilfe von 3D-Scans erstellen wir das Modell, und der Nutzer überprüft dann nicht nur dessen visuelle Genauigkeit, sondern auch dessen Eignung für den vorgesehenen Zweck.“
3D-Druck im Ausbildungsbereich
SIMU produziert die Modelle intern und spart so Kosten und schont Ressourcen. 3D-Druck eignet sich ideal für Trainingswerkzeuge, die schnell verschleißen. „Es gab einen Fall, in dem uns ein Lieferant einen Kanülierungsmodell für die Nabelschnur anbot, der für Unterrichtszwecke ungeeignet war. Also haben wir unseren eigenen entwickelt. Darüber hinaus können wir einige Lernmodelle zu einem Bruchteil ihrer üblichen Kosten herstellen“, erzählt Travěnec.
Wie das Branchenportal 3D Printing Industry (3DPI) berichtet, umfasst das Anatomie-Portal aktuell siebzig Modelle. SIMU plant für die Zukunft Erweiterungen, da der 3D-Druck in Medizin und Ausbildung zunehmend an Bedeutung gewinnt. In Kooperation mit dem St. Anne’s University Hospital konzentriert sich das Team auf Frakturen an Tibia und Schlüsselbein.
Techniker Michal Šemora erklärt: „Anhand von CT-Scans können wir einen Knochen anhand eines gespiegelten Bildes der gesunden Seite drucken, sodass Chirurgen die Operation im Voraus planen können. Sie können entscheiden, wo Titanplatten und -schrauben angebracht werden sollen, testen, wo in den Knochen gebohrt werden muss, oder ob eine maßgeschneiderte Platte anzufertigen ist.“ Solche Anfragen bearbeitet SIMU meist innerhalb von 48 Stunden.
(usz)