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Das neue Startup von Mymuesli-Gründer Hubertus Bessau


Das neue Startup von Mymuesli-Gründer Hubertus Bessau

Hubertus Bessau startet mit RSN8 Labs ein weiteres Startup, 17 Jahre nach Mymuesli. „Die Karten werden gerade neu gemischt und das eröffnet Startups eine Art Arbitrage“, sagt er über die aktuelle Zeit.
Viktor Strasse; Getty Images, Collage: Gründerszene

Nach Mymuesli und Project Eaden geht Hubertus Bessau jetzt offiziell mit seinem dritten Unternehmen an den Start: RSN8 Labs. Gesprochen wie das englische „resonate“. Der Name ist Programm: Marken sollen künftig besser spüren, wie ihre Botschaften bei der Zielgruppe ankommen. Mithilfe von KI testet RSN8 Inhalte wie E-Mails, Landingpages oder Packaging.

Bessau stieg Ende 2021 bei Mymuesli aus, gründete danach Project Eaden – ein Foodtech-Unternehmen für fleischfreie Produkte – und verabschiedete sich inzwischen auch dort aus dem operativen Geschäft. Die Leitung übernahmen seine Mitgründer David Schmelzeisen und Jan Wilmking.

Vom Bauchgefühl leiten lassen

Die Idee zu RSN8 entstand, als Bessau – der noch Mitglied des Aufsichtrats ist – die bestehenden Marketingkampagnen von Mymuesli analysierte, weil er das Gefühl hatte, dass die Botschaften nicht mehr richtig bei der Zielgruppe ankamen. A/B-Tests lieferten keine neuen Erkenntnisse.

Also programmierte er selbst wieder – zum ersten Mal seit 17 Jahren, erzählt er. Mit einer KI simulierte er die Reaktion der Persona „Hannah“. Die virtuelle Zielkundin analysierte Farben, Text, Bilder und erklärte, was nicht funktionierte.

Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau (v.l.n.r.) haben 2007 Mymuesli in Passau gegründet.
Mymuesli

Bessau optimierte den E-Mail-Flow, testete ihn gegen die alte Variante und verschickte beide Versionen an über 100.000 Kunden. Das Ergebnis: Zehn  Prozent mehr Umsatz, 9,7 Prozent bessere Retention, erzählt er.

Für ihn war es der Beweis dafür, dass RSN8 was Großes werden kann. Erste Anfragen aus dem Netzwerk folgten. Seit September 2024 ist der ehemalige Mymuesli-App-Entwickler Leonard von Lojewski als technischer Co-Founder mit an Bord.

Wie funktioniert RSN8 Labs?

Um die Grundlage von RSN8 zu entwickeln, holte er sich wissenschaftliche Unterstützung, unter anderem vom Harvard-Professor Thomas Greber und vom Marketingprofessor Markus Sarstedt (LMU München).

Basis ist ein neuropsychologisches Modell von Zielgruppentypen, das Limbic-Types-Modell, das Menschen sieben verschiedenen Typen zuordnet, um Kauf- und Entscheidungsprozesse besser zu verstehen. Es gibt beispielsweise psychologische Typen wie „Performer“ oder „Harmonizer“.

Dieses Fundament wird kombiniert mit eigens trainierten KI-Modellen, die simulieren, wie eine Persona auf Marketinginhalte reagiert.

Die KI erstellt für jede Zielgruppe ein eigenes Modell. Es simuliert Emotionen, Präferenzen, Reaktionen – visuell und inhaltlich. Unternehmen erhalten konkrete Verbesserungsvorschläge für Kommunikation und Design. RSN8 funktioniert sowohl im Consumer- und B2B-Bereich, passt sich jedoch jeweils an: Während Privatkunden eher emotional kaufen, dominiert bei B2B die Angst vor Fehlentscheidungen, erklärt Bessau.

Der leise Weg in die Öffentlichkeit

Obwohl RSN8 bereits zahlende Kunden hat – darunter SWR, Mymuesli und Formel Skin – hielt sich Bessau bisher öffentlich zurück. Von „Semi-Stealth-Mode“ war auf seinem Linkedin-Profil die Rede. „Ich leugne nicht, dass es uns gibt, aber ich sag’s auch nicht laut und öffentlich groß“, erklärt er.

Es war eine bewusste Entscheidung, nicht früher mit einer großen Ankündigung an den Markt zu gehen. Sein Netzwerk, sein Ruf in der Szene und sein Status als Seriengründer ermöglichten es ihm, RSN8 erst einmal „unter dem Radar“ aufzubauen.

Er sei lieber gezielt auf relevante Partner zugegangen, als sofort laut den Markt zu betreten. „Ich glaube schon, dass wenn man ein bisschen was gemacht hat, einem die Leute eher zuhören und man eher eingeladen wird“, so Bessau.

Teil des EWOR Fellowships

Bessau ist mit RSN8 aktuell Teil des EWOR Fellowships, einem Programm für Tech-Founder. Jährlich werden nur rund 35 Startups aufgenommen, das sind grade mal 0,1 Prozent der Bewerber.

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Für ihn war der Schritt zu EWOR naheliegend. Klassisches VC oder Bootstrapping kamen diesmal nicht infrage. Ausschlaggebend war die operative Unterstützung – beim Teamaufbau, beim Zugang zu technischen Experten und beim Netzwerk. „Am Ende macht Geld nicht den Unterschied, sondern der Kontext und der Support“, sagt er.

Bei seinen vorherigen Gründungen wählte er andere Wege. Mymuesli finanzierte er jahrelang gemeinsam mit seinen Mitgründern aus eigener Kraft. Für Project Eaden gewann er Investoren wie Creandum, Atlantic Food Labs, Magnetic, Shio Capital, Trellis Road und mehrere Angel-Investoren.

Das Berliner Startup Project Eaden, das Bessau 2022 mitgegründet hat, stellt unter anderem vegane Schinken- und Wurstsorten her.
Project Eaden

Über die Jahre habe er gemerkt, wie wichtig es ihm ist, mit wem er seine Lebenszeit verbringt, sagt er. „Und wenn ich die Wahl habe, dann mit inspirierenden Menschen.“ Bei EWOR trifft er auf ein starkes Gründer-Netzwerk. Neben Initiator Daniel Dippold gehören auch Florian Huber (United Domains), Alexander Grots (Proglove), Paul Müller (Adjust), Petter Made (Sumup) und Quinten Selhorst (Felyx) zum Kreis der Unterstützer.

Bessau wirkt dort nicht nur als Fellow, sondern auch als Partner und CMO. Er kennt die Herausforderungen junger Startups und gestaltet gleichzeitig das Programm aktiv mit. Sein Ziel ist es, EWOR zum „Go-to-Place wird für technische Founder, die transformative Companies bauen“ zu machen. „Wenn man sich geschichtlich anschaut, wer wirklich den Lauf der Welt verändert hat, dann waren das nur sehr wenige Gründer – und genau diese Talente wollen wir bei EWOR finden“, so der Seriengründer.

Bessau will die Welt „positiv beeinflussen“

Nach seinem Mymuesli-Exit hätte sich Bessau auch einfach zurücklehnen können. Doch das entspricht ihm nicht. Er sieht Unternehmertum als Werkzeug, um etwas zu bewegen. Andere gehen in die Politik, er gründet, um „die Welt positiv zu beeinflussen“, sagt er.

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Seine Motivation bleibt konstant: Er löst Probleme, die er selbst erlebt hat. „Auch wenn das Problem ‚ich mag kein Müsli mit Rosinen‘ etwas anders wirkt als ‚wir brauchen Fleischersatz, der viel CO₂ spart‘.“

Technologie bildet dabei stets den Kern. Bei Mymuesli setzte er auf Mass Customization im FMCG-Bereich. Bei Project Eaden brachte er die Textiltechnik in die Lebensmittelindustrie. Und mit RSN8 nutzt er KI, um Marketing präziser zu machen.

Die neue Ära für Startup-Gründer

Bessau gründet heute unter ganz anderen Voraussetzungen als noch vor 15 Jahren. „Es war null cool, Gründer zu sein – wir waren die Komischen aus unserem Jahrgang, die Haferflocken verkaufen, statt Bänker zu werden.“

Die Entscheidungen trafen er und seine Mitgründer vor allem aus dem Bauch heraus. Sie folgten ihrer Begeisterung, ohne große Marktanalysen oder Expansionsstrategien. „Wir haben einfach das gemacht, wo unser Herz dran hing“, erinnert er sich.

Heute erlebt er die Gründerszene als offener, schneller und technischer. Vor allem Künstliche Intelligenz verändert alles. „Als Gründer ist es jetzt eine wahnsinnig tolle Zeit: Ich kann AI nutzen, um Dinge zu entwickeln, für die ich früher ganze Teams gebraucht hätte.“

Bessau ist überzeugt: Kleine Teams können heute schneller skalieren, weil sie frei von alten Strukturen arbeiten. Sie haben Zugriff auf Tools, Wissen und Technologie, die früher Großunternehmen vorbehalten waren. „Die Karten werden gerade neu gemischt und das eröffnet Startups eine Art Arbitrage“, sagt der RSN8-Gründer.



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