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Datenschutz & Sicherheit

Ebling: Cyberangriffe sind alltäglich | heise online


Die Ursache der „ungewöhnlichen Aktivitäten“ im Ludwigshafener Internet vergangene Woche ist nach den Worten von Innenminister Michael Ebling noch immer unklar. Er könne bisher weder bestätigen noch ausschließen, dass ein hybrider Angriff dahinterstecke, sagte der SPD-Politiker in Mainz. Das Landeskriminalamt (LKA) sei in die Ermittlungen eingebunden. Die Rekonstruktion des Netzes in einer hart betroffenen Verwaltung laufe aber sehr gut. „Das ist eine Kraftanstrengung.“

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Die Nachrichtendienste wiesen bei Cyberangriffen auf IT-Strukturen immer auf einen möglichen Zusammenhang mit dem russischen Raum hin, sagte Ebling. In Ludwigshafen sei es aber nicht so einfach, das herauszufinden. „Die wenigsten gehen offensiv vor.“ Es habe allerdings auch schon Cyberangriffe mit einer Staatsnähe zu Russland gegeben, bei denen sich die Täter „direkt finden lassen wollten“. „In einer Mischung aus Sabotage und wir spielen mal ein bisschen.“

Es müsse zum Bewusstsein der Menschen gehören, dass solche Angriffe alltäglich geworden seien, sagte Ebling. Außer um IT gehe es dabei auch um Infra- und Versorgungsstruktur. Solche gezielten Nadelstiche seien Teil der hybriden Kriegsführung „und Deutschland bekommt einen Teil ab“. „Das ist herausfordernd“ und gehe bis weit in die Wirtschaft hinein.

Große Konzerne seien sich dessen bewusst, es gebe aber auch viele kleinere und mittelständische Unternehmen, die sicherlich mit einer hohen Dunkelziffer bereits Opfer solcher Angriffe geworden seien. Es gebe inzwischen eine Kooperation zwischen dem LKA und dem Verband der mittelständischen Wirtschaft.

Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit, dass „bis zum heutigen Tag kein Datenabfluss festgestellt“ worden sei. „Es wurden keine Daten verschlüsselt, und es liegt keine Erpressernachricht vor. Die Stadt kann auf die Daten zugreifen“, erklärte die parteilose Politikerin.

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Wann das System schrittweise wieder in Betrieb genommen werden könne, lasse sich nicht genau vorhersagen. „Die IT arbeitet mit Hochdruck daran, Systeme zu scannen.“ Das Servicecenter der Metropolregion der Behördenrufnummer 115 arbeite seit Montag wieder. „Weitere Verfahren werden nach und nach folgen.“

Was die gestörte Haushaltsplanung der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz angehe, habe man festgelegt, dass es einen neuen Fahrplan zur Verabschiedung geben werde. „Sobald der Zeitplan erstellt werden kann, wird er mit den Fraktionen abgestimmt und veröffentlicht“, erklärte Steinruck.

Ebling sagte, es sei wichtig, die Betriebe zu sensibilisieren, auch in Fragen, wie ihre Mitarbeiter im Netz unterwegs seien und bei sogenannten Lowlevel-Agenten, die „für eine Handvoll Geld bereit sind, sich an Strukturen und Menschen zu heften, um etwas herauszuholen“.

Selbst Unternehmen, die sich selbst nicht für so spannend hielten und vielleicht in einer Nische sähen, könnten betroffen sein und sollten ihre Struktur schützen. „Am Ende ist vieles miteinander verknüpft, vielleicht eine unglaublich wertvolle Waffe“.


(dmk)



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Datenschutz & Sicherheit

Breakpoint: Netzpolitik ist Machtpolitik


Netzpolitik ist längst keine Nischendisziplin mehr. Sie ist zu einem Feld geworden, in dem Macht ausgeübt, verschoben und abgesichert wird. Wer reguliert, überwacht oder moderiert, entscheidet nicht nur über technische Abläufe, sondern über die Bedingungen öffentlicher Kommunikation und die Hoheit über Technologien. Netzpolitik ist Machtpolitik: Das wurde im vergangenen Jahr besonders deutlich.

Ein Blick auf die großen netzpolitischen Debatten des Jahres zeigt, wie wenig es dabei um technische Fragen im engeren Sinne geht. Abgesehen von Spartenmedien, spezialisierten Interessenvertretungen und Thinktanks spricht öffentlich kaum jemand darüber, mit welchem Werkzeug was wie umgesetzt werden kann. Stattdessen wird darüber diskutiert, wer wessen Verhalten beeinflussen, Daten nutzen und Aktivitäten beobachten darf.

Bipolare digitale Welt

2025 haben Tech-Konzerne ihre faktische Rolle als Regulierungsakteure weiter ausgebaut. Plattformen wie Meta, Google oder ByteDance entscheiden täglich über Sichtbarkeit, Reichweite und Sanktionen. Und sie haben gezeigt, wie opportunistisch die Plattformbetreiber sind, wenn es darum geht, diese Gatekeeper-Stellung und die mit ihr verbundene Macht zu erhalten. Quasi im Gleichschritt gehen sie den von Trumps neofaschistischer Administration eingeschlagenen Weg mit. Stiefel schmecken im Silicon Valley anscheinend besonders gut.

Änderungen an Empfehlungsalgorithmen, der gezielte Einsatz politischer Werbung oder die Verwendung sowie der Umgang mit generativer KI können Auswirkungen auf Wahlkämpfe und mediale Öffentlichkeit haben. Diese höchst relevanten Eingriffe in die politische Öffentlichkeit erfolgen ohne demokratische Legitimation, geleitet von den Interessen der Tech-Giganten. Staatliche Regulierung könnte dieses Problem mildern, birgt damit aber auch die Gefahr, selbst Einfluss zu nehmen, der sich von den Interessen der Bevölkerung unterscheidet oder gar zulasten der Grundrechte der Nutzer:innen geht.

Der Konflikt verläuft dabei regelmäßig nicht zwischen Freiheit und Regulierung, sondern zwischen unterschiedlichen Machtzentren. Der Kampf um die Hoheit über das Netz ist überwiegend bipolar. Staatliche Stellen versuchen, Kontrolle zurückzugewinnen, die sie im digitalen Raum verloren haben, und damit staatliche Interessen zu sichern. Das können Schutz der Nutzer:innen vor der Willkür der Plattformbetreiber auf der einen Seite, aber auch etwa die angebliche Sicherstellung der öffentlichen Ordnung durch die massenhafte Überwachung der Nutzerverhalten sein. Tech-Konzerne verteidigen ihre Deutungshoheit über Plattformregeln, Datenflüsse und Aufmerksamkeit. Primär motiviert durch ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen und die Maximierung ihrer Profitaussichten. Dazwischen stehen die Nutzenden, deren Rechte zwar nahezu gebetsmühlenartig beschworen, aber strukturell selten abgesichert werden.

Kein Raum für Freiheitsrechte?

Wer digitale Freiheitsrechte verteidigt, gerät damit in eine doppelte Abwehrhaltung. Auf der einen Seite steht der Staat, der im Namen von Sicherheit, Ordnung, Jugendschutz oder der Bekämpfung von politischer Einflussnahme immer weitergehende Eingriffsbefugnisse fordert. In diesem Jahr wurde erneut über EU-weite Chatkontrolle, biometrische Überwachung im öffentlichen Raum und den Zugriff auf Kommunikationsmetadaten diskutiert.

Auf der anderen Seite stehen Konzerne, die sich als neutrale Infrastrukturbetreiber inszenieren, tatsächlich aber eigene Interessen verfolgen. Ihre Moderationsentscheidungen sind allzu oft intransparent, ihre Beschwerdewege ineffektiv und ihre Prioritäten wirtschaftlich motiviert. Wenn Plattformbetreiber Konten sperren, Inhalte herauf- oder herabstufen oder Nutzerdaten automatisiert entwerten, fehlt es in der Praxis an rechtsstaatlichen Garantien. Nutzer:innen sind Adressaten von Regeln, an deren Entstehung sie nicht beteiligt waren.



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Wer bestimmt die Regeln?

2025 hat auch gezeigt, wie eng diese Machtfragen mit geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen verknüpft sind. Debatten über chinesische Plattformen, europäische Souveränität oder US-amerikanische KI-Modelle sind Fragen der nationalen und globalen Sicherheit. Es geht um Kontrolle über Infrastrukturen und Technologien. Wer die Plattform betreibt, bestimmt die Regeln. Wer die Daten besitzt, kontrolliert die Auswertung. Und derjenige, in dessen Land sich die Infrastrukturen befinden, hat die Souveränität, sie zu regulieren – oder nicht.

Eine um den Erhalt von Freiheitsrechten bemühte Netzpolitik kann sich deshalb nicht mit abstrakten Bekenntnissen begnügen. Sie muss konkrete Anforderungen stellen: rechtsstaatliche Verfahren auch auf Plattformen, effektive Transparenz über algorithmische Entscheidungen, einklagbare Nutzerrechte und klare Grenzen für staatliche Überwachung. Regulierung ist notwendig, aber sie muss sich stets im rechtsstaatlichen Rahmen bewegen. Das heißt, sie muss in ständiger Abwägung der verschiedenen betroffenen Grundrechte geschehen und immer wieder neu vor den Nutzenden erklärt und gerechtfertigt werden. Und sie darf nicht an private Akteure delegiert werden, ohne demokratische Kontrolle sicherzustellen.

Das Netz ist politisch und bleibt es auch

Der Rückblick auf das Jahr 2025 zeigt vor allem eines: Die Illusion eines unpolitischen Netzes ist endgültig vorbei. Wer TikTok, Instagram, WhatsApp und Co. heute immer noch primär als Unterhaltungsprogramme für Teenager sieht, hat in den letzten zwölf Monaten nicht aufgepasst. Entscheidungen über Moderation, Sichtbarkeit und Zugriff sind politische Entscheidungen. Sie verteilen Macht zwischen Staat, Konzernen und Nutzer:innen. Wer Netzpolitik weiterhin als technische Detailfrage behandelt, überlässt diese Macht anderen.

Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, digitale Räume so zu gestalten, dass sie demokratischer Kontrolle unterliegen, ohne staatlicher Totalaufsicht zu verfallen. Das ist kein einfacher Ausgleich, aber ein notwendiger. Denn wenn Netzpolitik Machtpolitik ist, dann ist die Frage nicht, ob Plattformen reguliert werden, sondern in wessen Interesse – und auf wessen Kosten.



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Datenschutz & Sicherheit

Uns fehlen noch knapp 63.000 Euro!


Eine animierte Alarm-Sirene

Zunächst einen ganz großen Dank an alle, die uns unterstützen! In den vergangenen Tagen haben wir sehr viel Zuspruch und finanzielle Unterstützung erhalten. Das ist großartig! Ihr seid die beste Community der Welt.

Bis zum Jahresende fehlen uns aber noch knapp 63.000 Euro. Nur wenn wir unser Spendenziel erreichen, können wir unsere Arbeit wie gewohnt auch im nächsten Jahr fortsetzen.

Deine Spende erreicht uns wegen der wenigen verbleibenden Bankarbeitstage vor Jahresende nur noch per:

Eine Spendenquittung kannst du hier anfordern.

Der Kampf für Grund- und Freiheitsrechte muss weitergehen!

Die vergangene Woche hat einmal mehr deutlich gezeigt, warum es deine Spende für netzpolitik.org dringend braucht.

  • Die Trump-Regierung hat Visa-Sanktionen gegen Mitglieder eines angeblichen „globalen Zensur-industriellen Komplexes“ verhängt. Betroffen sind Menschen, die demokratisch legitimierte Gesetze gegen Tech-Konzerne verteidigen.
  • Das Bundesjustizministerium hat einen Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung veröffentlicht. Die anlasslose Massenüberwachung soll auch Internet-Dienste wie E-Mails und Messenger betreffen.
  • Die CDU in Sachsen will das Polizeigesetz derart verschärfen, dass selbst der Koalitionspartner auf Distanz geht. Und das Bundesland ist bei Weitem nicht das einzige, dass die Überwachung massiv ausbauen will.

Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft verteidigen wir die Grund- und Freiheitsrechte aller. Für ein offenes Internet und eine solidarische Gesellschaft.

Spende jetzt!



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39C3: Diverse Lücken in GnuPG und anderen kryptografischen Werkzeugen


Auf dem 39. Chaos Communication Congress haben die Sicherheitsforscher Lexi Groves, aka 49016, und Liam Wachter eine ganze Reihe von Sicherheitslücken in verschiedenen Werkzeugen zur Verschlüsselung und zur Signierung von Daten demonstriert. Insgesamt 14 Lücken in vier verschiedenen Programmen fanden die Forscher. Alle entdeckten Probleme sind Implementierungsfehler, betreffen also nicht die grundsätzliche Sicherheit der genutzten Verfahren, sondern die konkrete – und eben fehlerhafte – Umsetzung im jeweiligen Werkzeug.

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Im Fokus des Vortrags stand die populäre PGP-Implementierung GnuPG, deren Code eigentlich als gut abgehangen gilt. Dennoch fanden die Sicherheitsforscher zahlreiche unterschiedliche Lücken, einschließlich typischer Fehler beim Verarbeiten von C-Strings durch eingeschleuste Null-Bytes. Dadurch ließen sich unter anderem Signaturen fälschlich als gültig anzeigen oder man konnte signierten Daten Texte voranstellen, die von der Signatur weder erfasst noch als Modifikation entlarvt werden.

Die in GnuPG gefundenen Probleme decken ein breites Ursachenspektrum ab: Angreifer könnten eindeutig fehlerhaften Code ausnutzen, irreführenden Output provozieren, der Nutzer zu fatalem Verhalten verleitet. Ferner konnten sie ANSI-Sequenzen einschleusen, die zwar von GnuPG korrekt verarbeitet werden, im Terminal des Opfers aber zu quasi beliebigen Ausgaben führen. Letzteres kann man ausnutzen, um Nutzern bösartige Anweisungen zu erteilen, die nur scheinbar von GnuPG stammen, oder legitime Sicherheitsabfragen von GnuPG mit harmlosen Rückfragen zu überschreiben, damit Nutzer unabsichtlich gefährliche Aktionen absegnen.

Einige der entdeckten Problemtypen fanden die Sicherheitsforscher auch in anderen Werkzeugen, wie der neueren PGP-Implementierung Sequoia-PGP oder dem Signatur-Werkzeug Minisign. Im Verschlüsselungswerkzeug age entdeckten sie eine Möglichkeit, über das Plug-in-System beliebige, auf dem Rechner des Opfers vorhandene Programme auszuführen. Einen umfassenden Überblick über alle gefundenen Probleme liefern die Forscher auf der Website gpg.fail.

Einige der gefundenen Lücken sind in den aktuellen Versionen der betroffenen Programme behoben, bei vielen ist das jedoch nicht der Fall. Teilweise, weil Patches zwar übernommen wurden, aber noch keine neue Version mit ihnen veröffentlicht wurde, teilweise aber auch, weil die Programmautoren kein zu korrigierendes Problem in ihrem Werkzeug sehen.

Besonders positiv hoben die Forscher die Reaktion auf die Lücke in age hervor: Nicht nur sei der Fehler in den verschiedenen age-Implementierungen gefixt, sondern auch die Spezifikation so aktualisiert worden, dass das Problem vermieden werden muss. Direkt auf dem Hackerkongress legte age-Entwickler Filippo Valsorda sogar noch nach: Er befand sich im Publikum des Vortrags und nutzte die obligatorische Fragerunde am Ende, um sich bei den Forschern für ihre Arbeit zu bedanken, sowie ihnen eine improvisierte Bug Bounty in Form von Bargeld und Schokoriegeln zu überreichen.

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Zu den gefundenen Fehlern geben die Forscher auf ihrer Website auch Ratschläge, wie sie sich vermeiden lassen – sowohl aus Entwickler- als auch aus Anwendersicht. Allgemein sollten Nutzer auch harmlos wirkende Fehlermeldungen als gravierende Warnung wahrnehmen und Klartext-Signaturen (cleartext signatures) meiden – wie es auch die GnuPG-Manpage empfiehlt. Die Forscher regen außerdem an, die Anwendung von Kryptografiewerkzeugen auf der Kommandozeile insgesamt zu überdenken: Durch die erwähnten ANSI-Sequenzen können Nutzer in die Irre geführt werden, selbst wenn alle Werkzeuge fehlerfrei arbeiten.


(syt)



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