Digital Business & Startups
Loslassen ist kein Businessplan: Was Startup-Exits wirklich bedeuten
#Gastbeitrag
Unsere Erfahrung zeigt: Nachhaltige Unternehmensnachfolge – ob in der klassischen Mittelstandsnachfolge oder beim Startup-Exit – gelingt nur dann, wenn sie als ganzheitlicher Prozess verstanden wird. Ein Gastbeitrag von Timo Seggelmann.

Startup-Exits gelten oft als das große Ziel vieler Gründerinnen und Gründer. Der Moment, in dem sich jahrelange harte Arbeit – unternehmerisches Risiko, schlaflose Nächte und mutige Entscheidungen – auszahlt. Allein im Jahr 2024 zählte die KfW 144 Exits von VC-finanzierten Startups in Deutschland – ein klarer Aufwärtstrend und ein Signal für die Reife des Ökosystems. Doch was auf der Oberfläche wie ein rationaler Verhandlungserfolg aussieht, ist in Wahrheit oft ein zutiefst emotionaler und kultureller Umbruch. Denn mit einem Exit endet nicht nur ein Kapitel – es beginnt ein neuer, nicht selten unterschätzter Prozess der Transformation.
Viele Gründer unterschätzen, wie sehr der Ausstieg aus dem eigenen Unternehmen an die Substanz geht. Der Abschied von der operativen Verantwortung bedeutet nicht nur, Kontrolle abzugeben, sondern auch einen Teil der eigenen Identität loszulassen. Die Marke, das Team, die Vision – all das war über Jahre hinweg Teil des persönlichen Lebenswerks. Entsprechend schwer fällt vielen der Übergang. Und genau hier beginnt ein Bereich, der in klassischen Exit-Szenarien zu wenig Beachtung findet: die emotionale Nachfolgebegleitung.
Wenn Kulturen kollidieren: Die unterschätzte Integrationslücke
Hinzu kommt ein weiterer, oft unterschätzter Aspekt: die kulturelle Passung. In der Praxis scheitern viele Übernahmen nicht an der Finanzierung oder dem Geschäftsmodell, sondern an der Integration. Die Unternehmenskultur eines Startups unterscheidet sich in der Regel deutlich von der eines etablierten Mittelständlers oder Konzerns. Während Startups auf Geschwindigkeit, flache Hierarchien und Flexibilität setzen, dominieren in klassischen Unternehmen häufig strukturierte Prozesse, Planungssicherheit und politische Abstimmungswege.
Diese Unterschiede führen nicht selten zu Missverständnissen, Frustration und personellen Abgängen – gerade auf der zweiten Führungsebene oder bei Schlüsselpersonen im Team. Laut Studien der NYU Stern oder University Buffalo beispielsweise scheitern bis zu 70 Prozent aller M&A-Transaktionen langfristig. Ein zentraler Grund: mangelnde kulturelle Integration. Und dennoch wird dieser Bereich oft weder systematisch analysiert noch professionell begleitet. Besonders in Deutschland zeigt sich hier ein strukturelles Defizit. Der Global Entrepreneurship Monitor stuft das Land bei unternehmerischer Kultur auf Rang 41 von 61 – das spiegelt sich auch in der Übergabekultur wider: Der Exit wird zu oft als rein transaktionales Ereignis begriffen, nicht als kultureller Übergang.
Beispiele aus Deutschlands Start-Up-Welt
Ein Blick in die jüngere deutsche Startup-Landschaft zeigt, wie entscheidend kulturelle Faktoren beim Exit sind. So gelang LeanIX, einem Bonner Softwareunternehmen, 2023 ein bemerkenswert reibungsloser Übergang nach der Übernahme durch SAP. Der Schlüssel zum Erfolg: gegenseitiges Vertrauen, klare Kommunikation und der Wille, die Kultur von LeanIX nicht einfach zu absorbieren, sondern sinnvoll zu integrieren. Ein ähnliches Beispiel bietet Blinkist: Das Berliner Unternehmen wurde vom australischen EdTech-Konzern Go1 übernommen – beide Seiten profitierten von einer ähnlichen Haltung zu New Work und eigenverantwortlichem Arbeiten, was die Integration deutlich erleichterte. Auf der anderen Seite gibt es auch warnende Beispiele: Das Umzugs-Startup Movinga etwa setzte früh auf aggressives Wachstum, vernachlässigte aber die Pflege einer stabilen, resilienten Unternehmenskultur. Die Folge: interne Unruhe, Vertrauensverlust und ein dauerhaft beschädigter Ruf. Und selbst bei grundsätzlich erfolgreichen Exits wie dem von Runtastic – übernommen von Adidas – zeigt sich: Die langfristige Einbindung des Gründerteams war entscheidend, um Know-how und Kultur nicht zu verlieren. Diese Beispiele verdeutlichen, dass ein Exit nicht nur als ökonomische Transaktion begriffen werden darf, sondern vor allem als kultureller und menschlicher Übergang.
Vom Deal zum Übergang: Wie Nachfolge wirklich gelingt
Unsere Erfahrung zeigt: Nachhaltige Unternehmensnachfolge – ob in der klassischen Mittelstandsnachfolge oder beim Startup-Exit – gelingt nur dann, wenn sie als ganzheitlicher Prozess verstanden wird. Dazu gehören selbstverständlich wirtschaftliche, rechtliche und steuerliche Aspekte. Aber vor allem braucht es ein klares Verständnis für die emotionalen und zwischenmenschlichen Dynamiken, die beim Loslassen und Ankommen eine Rolle spielen.
Wir begleiten Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur durch die Vertragsverhandlungen, sondern auch durch die oft schwierigeren, persönlichen Phasen dazwischen. Das bedeutet: Gespräche über Rollenbilder, über Ängste und Hoffnungen. Es geht darum, Verantwortung wirklich abzugeben – nicht nur im Organigramm, sondern im Kopf. Und ebenso darum, das übernehmende Unternehmen oder das neue Management-Team auf die kulturellen Besonderheiten des Startups vorzubereiten, damit Integration gelingen kann.
Eine gute Nachfolge beginnt nicht am Verhandlungstisch – sie beginnt in der Haltung. Wer Übergänge nicht als Stichtag, sondern als Prozess begreift, kann ein Unternehmen resilient in die nächste Phase führen. Der Exit ist kein Schlussakkord, sondern ein neuer Anfang. Und damit dieser gelingt, braucht es mehr als einen unterschriebenen Vertrag: Es braucht Aufmerksamkeit für die Menschen, die diesen Übergang gestalten.
Über den Autor
Timo Seggelmann ist Mitgründer und Geschäftsführer von Oak Horizon, einer Unternehmensberatung mit Fokus auf Unternehmensnachfolge im Mittelstand. Zuvor war er Mitgründer und langjähriger Geschäftsführer des Softwareunternehmens slashwhy, das er erfolgreich in neue Hände übergeben hat. Mit seiner Erfahrung als Unternehmer, Investor und Beirat begleitet er heute mittelständische Unternehmen dabei, stabile Nachfolgelösungen zu entwickeln und langfristige Zukunftsfähigkeit zu sichern.
WELCOME TO STARTUPLAND
SAVE THE DATE: Es erwartet Euch wieder eine faszinierende Reise in die Startup-Szene – mit Vorträgen von erfolgreichen Gründer:innen, lehrreichen Interviews und Pitches, die begeistern. Mehr über Startupland
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): KI
Digital Business & Startups
Deutsches KI-Startup voller Ex-Palantir-Talente – was steckt hinter Zeit AI?

„What System did you hack?“: Diese Frage musste Leopold von Waldthausen für seine Bewerbung für den Y-Combinator (Summer Batch 2024) beantworten. Er wählte folgende Story: Wie er sich vor zehn Jahren mit dem Namensschild von Sam Altman auf die Demo-Days des Y-Combinators schlich.
Von Waldthausen war 19, hatte die Schule abgeschlossen und sein erstes Startup Weview gegründet – eine Video-Bewertungsplattform für Produktrezensionen. Mit Marc Samwer traf er sich in einem Café unweit des Y-Combinators, um über Weview zu sprechen, sagt er.
Und dann kam der Zufall ins Spiel, erzählt von Waldthausen weiter. Auf dem Parkplatz traf er auf Sam Altman, der ein Demo-Day-Badge um den Hals trug. Spontan fragte von Waldthausen ihn, ob er es haben könnte. Altman leitete zu dem Zeitpunkt den Y-Combinator; es war das Jahr, in dem er OpenAI gründete.
Lest auch
Dass von Waldthausen nicht das Namensschild von irgendwem bekam, sondern vom Sam Altman, realisierte er „erstaunlich spät“, sagt er. Aber immerhin noch am selben Tag, sodass es für ein Foto mit dem Namensschild als Erinnerung reichte.

Knapp zehn Jahre später schaffte es von Waldthausen mit seiner Sam-Altman-Story, vor allem aber mit seinem Startup Zeit AI, selbst in den Y-Combinator. Ein Full-Circle-Moment. Der Y-Combinator ist für den Gründer die „heilige Kathedrale der Startup-Szene“.
Was steckt hinter Zeit AI? Und was sind die Palantir-Connections?
2024 hat er das Startup gemeinsam mit Marvin Bornstein gegründet. Nach acht Wochen entwickelten sie das erste Produkt. Nach zehn Wochen gewannen sie die ersten größeren Kunden, so von Waldthausen. Die kommen zum Beispiel aus der Automobilbranche und dem Agrarhandel.
Digital Business & Startups
ChatGPT: Diese GPTs erleichtern dir den Arbeitsalltag

KI kann viel – wenn man weiß, wie man sie füttert. Denn der Output steht und fällt mit dem richtigen Prompt. So individuell wie unser Schreibstil ist oft auch unser Prompt-Stil. Wir wollten wissen: Welche KI-Prompts erleichtern euren Arbeitsalltag? Heute: Peyman Pouryekta.
Lest auch
Kommen Tech-Startups nicht weiter, springt Pouryekta als Interim-CTO ein. Seit 2005 unterstützt er Teams beim Aufbau, beantwortet strategische Technologie-Fragen und entwickelt Produkte mit ihnen. Aktuell ist er als externer Venture Developer im AI Founder Fellowship von Mission KI tätig. Das bundesgeförderte Programm unterstützt KI-Gründungen. In diesem Rahmen begleitet er ausgewählte Doktoranden bei der Entwicklung ihrer eigenen KI-Startups.
Dabei hilft ihm KI im Berufsalltag
Pouryekta nutze KI ständig, sagt er. Die Technologie arbeite meist im Hintergrund über verschiedene Tools. Konkret setzt er sie für drei Bereiche ein:
Digital Business & Startups
Proxima Fusion erhält 15 Millionen – Meet5 bekommt 8 Millionen – Pactos sammelt 2,7 Millionen ein
#DealMonitor
+++ #DealMonitor +++ Proxima Fusion erhält weitere 15 Millionen +++ Meet5 bekommt 8 Millionen +++ Pactos sammelt 2,7 Millionen ein +++ HV Capital investiert in PraxiPal +++ fonio.ai übernimmt fluently +++ Vireo Ventures legt Electrification Funds auf +++

Im #DealMonitor für den 10. September werfen wir einen Blick auf die wichtigsten, spannendsten und interessantesten Investments und Exits des Tages in der DACH-Region. Alle Deals der Vortage gibt es im großen und übersichtlichen #DealMonitor-Archiv.
INVESTMENTS
Proxima Fusion
+++ Der italienische Investor CDP Venture Capital, European Innovation Council Fund (EICF) und Brevan Howard Macro Venture Fund investieren 15 Millionen Euro in Proxima Fusion. “The Series A extension brings the company’s total funding to €200 million ($230M) and strengthens Proxima’s position as Europe’s flagship fusion pioneer, underpinning investors’ understanding that Europe needs to build its own sovereign fusion company”, teilt das Unternehmen mit. Das Startup aus München, 2023 von Francesco Sciortino, Lucio Milanese, Jorrit Lion, Martin Kubie und Jonathan Schilling gegründet, entwickelt Fusionskraftwerke auf der Grundlage des Stellarator-Konzepts. Zu den vielen Investoren des Unternehmens gehören insbesondere Plural, UVC Partners, Redalpine, Cherry Ventures, Balderton Capital, DeepTech & Climate Fonds (DTCF), Leitmotif, Lightspeed und Bayern Kapital. Mehr über Proxima Fusion
Meet5
+++ Der niederländische Investor Peak und Co. investieren 8 Millionen Euro in Meet5 – siehe Gründerszene. Das Startup, früher als Go Crush bekannt, 2017 von Lukas Reinhardt und Kai Burghardt in Frankfurt am Main gegründet, positioniert sich als “Socializing-App für Menschen ab 40”. Matthias Helfrich, Cohors Fortuna Capital und Altinvestoren investieren zuletzt 1,1 Millionen Euro in das Unternehmen. Das frische Kapital soll insbesondere “in die Expansion in die Benelux-Länder sowie nach Frankreich und in die USA” fließen. Peak, hierzulande bei Bling, FrontNow und konfetti an Bord, hält nun rund 18,5 % am Unternehmen. Mehr über Meet5
Pactos
+++ Der Bonner Frühphasen-Investor High-Tech Gründerfonds (HTGF), Robin Capital, Superangels, Sebastian Dettmers, Jens Bender und Alexander Schwörer investieren 2,7 Millionen Euro in Pactos. Das Startup, 2023 von Antonio Zill und Philipp Eckert als Jobkey gegründet, entwickelt “eine KI-gestützte Plattform, die Unternehmen eine vollständige, digitale und rechtskonforme Steuerung externer Arbeitskräfte ermöglicht – von der Beschaffung über die Einsatzplanung bis hin zur Abrechnung”. Der HTGF hält nun rund 15,7 % am Unternehmen. Mehr über Pactos
PraxiPal
+++ Der Münchner Investor HV Capital, der New Yorker Geldgeber Nebular (Finn Murphy), der Londoner Investor Anamcara, HPI Ventures aus Potsdam, Angel Invest sowie mehrere Business Angels investieren nach unseren Informationen in PraxiPal. Das Startup aus Berlin, 20204 von Daniel Woelki und Martin Graf gegründet, setzt auf eine KI-Lösung für Arztpraxen. Das System des Startups hört auf den Namen Luna. “Luna geht ans Telefon und bucht, verschiebt und storniert Termine. Sie beantwortet Fragen und verteilt Anrufe intelligent. Alles eigenständig, direkt im PVS”, teilt das Team in eigener Sache mit. HV Capital hält nun knapp 15 % am Unternehmen. Auf Nebular entfallen rund 8 %. Anamcara ist mit etwa 6 % an Bord. Anamcara investierte hierzulande bereits in Equipme und Zavvy (Exit an Deel). Mehr über PraxiPal #EXKLUSIV
MERGERS & ACQUISITIONS
fonio.ai – fluently
+++ Das Wiener Startup fonio.ai, das auf KI-Telefonassistenten setzt, übernimmt im Rahmen eines Asset Deals den Linzer Telefonassistenten fluently, ein Spin-Off der Digitalagentur softwarebude.at. “Wir haben uns für den Verkauf entschieden, weil wir unsere erfolgreiche Digitalagentur weiter voranbringen wollen. fluently parallel auszubauen, hätte bedeutet, unseren gesamten Fokus ins KI-Geschäft zu verlagern”, teilt das Unternehmen mit. fonio.ai, 2024 gegründet verfügt nach eigenen Angaben bereits über 2.000 Kundinnen und Kunden. Mehr über fonio.ai
VENTURE CAPITAL
Vireo Ventures
+++ Der Berliner Frühphasengeldgeber Vireo Ventures verkündet das Final Closing seines ersten Electrification Funds. Im Topf sind – wie erwartet – 50 Millionen Euro. “Der Fonds wird von sechs führenden europäischen Energieunternehmen unterstützt, darunter Encevo, Verbund X und EnBW New Ventures, sowie vom Europäischen Investitionsfonds, der NRW.BANK und über 80 erfahrenen Unternehmern, Branchenexperten und Tech-Pionieren”, heißt es in einer Presseaussendung. Thematisch interessiert sich das Team rund um Felix Krause, Matthias Engel und Mischa Wetzel für “Early-Stage-Unternehmen, die die Erzeugung, Netze, Speicher und Anwendungen in den Bereichen Mobilität, Industrie und Immobilien orchestrieren und synchronisieren”. Vireo investierte zuletzt in aufstrebende Startups wie nuuEnergy, Atmen und Reshape Energy. Mehr über Vireo Ventures
Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.
Foto (oben): azrael74
-
Datenschutz & Sicherheitvor 3 Monaten
Geschichten aus dem DSC-Beirat: Einreisebeschränkungen und Zugriffsschranken
-
UX/UI & Webdesignvor 3 Wochen
Der ultimative Guide für eine unvergessliche Customer Experience
-
Apps & Mobile Entwicklungvor 3 Monaten
Metal Gear Solid Δ: Snake Eater: Ein Multiplayer-Modus für Fans von Versteckenspielen
-
Social Mediavor 3 Wochen
Relatable, relevant, viral? Wer heute auf Social Media zum Vorbild wird – und warum das für Marken (k)eine gute Nachricht ist
-
UX/UI & Webdesignvor 2 Wochen
Adobe Firefly Boards › PAGE online
-
Online Marketing & SEOvor 3 Monaten
TikTok trackt CO₂ von Ads – und Mitarbeitende intern mit Ratings
-
Entwicklung & Codevor 3 Wochen
Posit stellt Positron vor: Neue IDE für Data Science mit Python und R
-
Entwicklung & Codevor 1 Woche
EventSourcingDB 1.1 bietet flexiblere Konsistenzsteuerung und signierte Events