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Mini-PC mit Ryzen 7 & Displayport 2.1 für 8K mit 60 Hz: Alliwava H90 Pro im Test


Einen Ryzen 7 der achten Generation, ordentlich Arbeitsspeicher und moderne Anschlüsse: Das bietet der Alliwava H90 Pro für einen Preis von 435 Euro.

Insbesondere Mini-PC-Hersteller aus Fernost sind für ihre teils eigenwilligen Markennamen bekannt. Auch Alliwava ist hier keine Ausnahme und bisher eher unbekannt. In der Vergangenheit hatten wir aber bereits zwei Geräte des Herstellers im Test, die allen voran durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugten. Bei beiden handelte es sich aber um Budget- bis Mittelklasse-Systeme. Mit dem Alliwava H90 Pro wirft der Hersteller nun einen stärkeren Mini-PC mit einem AMD Ryzen 7 8745HS, 32 GB Arbeitsspeicher (RAM) und einer 512 GB oder 1 TB großen SSD in den Ring. Ob dieser ebenfalls mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis glänzen kann, zeigt sich im Test.

Das Testgerät hat uns der Hersteller zur Verfügung gestellt.

Ausstattung: Welche Hardware bietet das Alliwava H90 Pro?

Der Alliwava H90 Pro verwendet als Prozessor einen AMD Ryzen 7 8745HS der achten Ryzen-Generation, basierend auf der Zen-4-Architektur (Codename Hawk Point). Dabei handelt es sich um einen Achtkerner mit 16 Threads, der einen Basistakt von 3,8 GHz und einen Boosttakt auf einzelnen Kernen von 4,9 GHz hat. Die TDP (Thermal Design Power) des Chips liegt bei 35 W und die maximale Betriebstemperatur bei 100 Grad. Gefertigt ist die im Juli 2024 vorgestellte CPU im 4-nm-Prozess bei TSMC. Im Unterschied zum 8845HS fehlt dem 8745HS eine NPU (Neural Processing Unit) als KI-Beschleuniger, wobei deren Anwendungsfelder bisweilen rar sind – der zusätzliche Chip ist insofern mehr eine Wette auf die Zukunft. Als integrierte Grafikeinheit setzt der Prozessor auf die allseits bekannte und leistungsfähige Radeon 780M, die bereits die vorherige Generation mitbrachte. Diese taktet mit 2600 MHz und bietet 12 CUs (Compute Units).

Beim DDR5-RAM kommen zwei jeweils 16 GB große SO-DIMM-Module von Kingbank mit 4800 MT/s zum Einsatz. Damit schöpft der Mini-PC die leistungsstärkere Maximalkonfiguration für SO-DIMM-DDR5-RAM mit 5600 MT/s nicht aus. Darunter könnte auch die iGPU leiden, die den RAM als Videospeicher mitnutzt. Als SSD dient eine NVMe mit der Aufschrift H12025051903 im Format M.2-2280, deren Hersteller jedoch nicht genauer deklariert wird. Auch im System selbst gibt es keine genaueren Angaben, hier wird nur „NVME 1 TB“ angeführt. Beim Speicherbenchmark Crystaldiskmark kann sie in jedem Fall nicht überzeugen, sie erreicht nur knapp 1099 MB/s beim Lesen und 1600 MB/s bei Schreiben. Das ist beides besser als bei einer SATA-SSD, allerdings erwarten wir uns im Preisfeld über 400 Euro doch höhere Geschwindigkeiten.

Freude bereitet uns, dass Alliwava Displayport 2.1 verwendet, womit Auflösungen von 8K bei 60 Hz oder 4K bei 120 Hz möglich sind. Auch HDMI 2.1 ist an Bord, genauso wie ein vorderseitiger USB-C-Port, der das Displayport-Protokoll unterstützt. Leider fehlt USB4 als neuer, hochwertiger Standard. Zudem würden wir uns bei neuen Mini-PCs wünschen, dass einer der USB-C-Ports auch zur Stromversorgung des Systems genutzt werden kann. Bei Laptops ist das seit vielen Jahren absoluter Standard, bei Mini-PCs hingegen eine Seltenheit. Nachdem bereits günstige Systeme unter 200 Euro diese Funktion in der Vergangenheit geboten hatten, kann es am Preis nicht zwingend liegen.

Abgesehen davon hält der Alliwava H90 Pro sonst noch vier USB-A-Ports nach USB 3.2 Gen2x2 sowie zwei 2,5G-Ethernet-Ports bereit. Drahtlos arbeitet das System mit Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.2, wobei der WLAN-Chipsatz Mediatek MT7922 zum Einsatz kommt.

Performance: Wie schnell ist das Alliwava H90 Pro?

Bei der Performance wird es ernst: Hier muss der Alliwava H90 Pro zeigen, was in ihm steckt. Beim klassischen Büro-Benchmark PCmark 10 gibt es eine erste Überraschung: Der Mini-PC erreicht einen Score von durchschnittlich 6116 Punkten, mit Spitzen bei 6164 und 6029 Punkten. Das ist selbst für den etwas schwächeren Ryzen 7 8745HS deutlich zu mager.

Bei 3Dmark Time Spy gibt es kein gutes, aber auch kein katastrophales Ergebnis von 2511 Punkten bekommen. Die CPU erreicht dabei 9503 Punkte, die iGPU 2511 Punkte. Gerade verglichen mit anderen 8745HS-System, wie der Chuwi AuBox 8745HS oder dem Acemagic W1 sind das recht durchschnittliche Werte, auch wenn wir uns mehr von der CPU erhofft hätten. Hier aber scheint der 8745HS jedoch einfach grundsätzlich anderen Chips nachzustehen.

Fühlen wir der CPU einmal genauer auf den Zahn, mit Cinebench 2024, wo wir im Single-Core auf 96 Punkte kommen und im Multi-Core auf 753 Punkte. Das wiederum sind selbst für den 8745HS sehr schwache Ergebnisse. Im Cross-Plattform-Benchmark Geekbench 6 sind es dann 2308 Punkte (Single-Core) und 10960 Punkte (Multi-Core). Beim OpenCL-Grafiktest gibt es 19.917 Punkte.

Fassen wir einmal grundsätzlich zusammen, ist die Leistung für sich genommen absolut in Ordnung, es handelt sich nach wie vor um einen starken Rechner. Da wir die getesteten Mini-PCs jedoch nie nur für sich betrachten, sondern immer mit anderen Systemen mit vergleichbarem Preis oder vergleichbarer Ausstattung vergleichen, müssen wir hier ganz klar konstatieren: Die PCmark-Ergebnisse sind für einen 8745HS eine Katastrophe und gelinde gesagt meilenweit von Bestwerten entfernt. Üblicherweise kommt dieser auf 7100 Punkte oder besser im PCmark. Die Resultate bei Time Spy hingegen sind solide, bei Cinebench ist das System dann wieder im Hintertreffen. Interessant ist bei solchen Werten dann insbesondere die Kühlung, über die wir im Abschnitt „Lüfter“ zu sprechen kommen.

Den Abschnitt Performance schließen wir dann noch mit ein paar Spieletests in Full-HD ab, unter anderem mit Counter Strike 2. In hohen Einstellungen ohne FSR-Upsampler (AMD Fidelity FX Super Resolution) erreichen wir dort bis zu 82 FPS auf Mirage. Der Städtebau-Simulator Cities Skylines 2 läuft in mittleren Einstellungen und einer 120.000 Einwohner großen Stadt mit 14 FPS, in sehr niedrigen Optionen dann immerhin mit 21 bis 25 FPS. Dennoch würden wir es eher als unspielbar betrachten. The Witcher 3: Wild Hunt flimmert in mittleren Einstellungen ohne FSR mit 40 FPS über den Bildschirm. Zu guter Letzt haben wir das Aufbauspiel Anno 1800 getestet, das ohne FSR in mittleren Optionen mit etwa 30 FPS läuft. Mit FSR (Modus: Leistung) sind es dann 40 FPS, in niedrigen Einstellungen mit FSR sogar 50 FPS.

Lüfter: Wie laut ist das Alliwava H90 Pro?

Kommen wir zur Kühlung. Die Lautstärke des Alliwava H90 Pro ist in jedem Fall kein Problem, das System bleibt im Idle bisweilen schweigsam. Leider hören wir bei stehendem Lüfter aus dem PC-Gehäuse ein leichtes elektrisches Sirren, das insbesondere bei geringer Umgebungslautstärke wahrnehmbar ist. Bei alltäglichem Anwendungsgebrauch, wie dem Nutzen des Browsers, arbeitet der Lüfter bei 25 dB(A). Unter voller Auslastung mittels Aida64-Stresstest sind es maximal 35 dB(A). Das sind absolut vertretbare Ergebnisse.

Leider fällt unter Last auf: Die CPU-Temperatur klettert auf weit über 94 Grad. Während die CPU zu Beginn noch mit knapp 4,0 GHz bei unkritischen 53,6 °C arbeitet, schnellt die Temperatur binnen 14 Sekunden auf 83,5 °C hoch, woraufhin das System den Takt bereits auf 2,6 GHz reduziert. Kurz darauf erreicht der Prozessor mit 95,4 °C einen kritischen Wert. Um einer Überhitzung entgegenzuwirken, drosselt das System die Leistung schrittweise immer weiter – zunächst auf 2,1 GHz und nach vier Minuten auf einen Tiefpunkt von nur noch 1,6 GHz. Dort verharrt die CPU für sieben Minuten. Dadurch sinkt die Temperatur auf 83 Grad herunter und der Chip kann ab Minute 11 wieder mit 2,5 GHz takten – was jedoch direkt zu einem Anstieg auf 88 Grad führt. Wir vermuten, dass dieses stark schwankende Taktverhalten die Hauptursache für die zuvor beobachtete, teils schwache Performance in den Benchmarks ist.

Der Stromverbrauch des Alliwava H90 Pro liegt je nach Last bei 16 bis 19 W (Idle), 27 W (Geringe Last, wie Browsen) und 76 W (Volllast).

Software: Mit welchen Betriebssystemen arbeitet das Alliwava H90 Pro?

Der Alliwava H90 Pro kommt mit Windows 11 Pro, allerdings mit dem älteren Feature-Update 23H2. So müssen wir direkt nach der Einrichtung das Update auf Version 24H2 installieren, welches die zum Testzeitpunkt aktuellste, verfügbare Version für dieses System ist. Das neue 25H2 schickt sich zwar an, steht hier aber bislang nicht zur Verfügung. Bevor wir das 24H2-Update installieren können, fordert uns Windows in den Update-Einstellungen dazu auf, die aktuelle Version von Windows neu zu installieren, um Systemdateien und Komponenten zu reparieren. Der darauffolgende Neustart nimmt über drei Stunden in Anspruch, währenddessen ist nur der „Wird neu gestartet“-Ladescreen zu sehen. Das 24H2-Update wird erst danach angestoßen. Unser üblicher vollständiger Virenscan mittels Windows Defender findet keine Auffälligkeiten.

Gehäuse: Wie ist die Verarbeitung des Alliwava H90 Pro?

Der Alliwava H90 Pro kommt in einem teils aus Aluminium, teils aus Kunststoff bestehenden, schlichten Gehäuse. Die grundsätzliche Formgebung erinnert an Premium-Mini-PCs, allen voran den Apple Mac Mini. Die Außenmaße betragen 130 × 128 × 52 mm, das Gewicht liegt bei 360 g. Die schwarze Kunststoffoberseite ist mit einer schicken Riffelung versehen, das Material fühlt sich aber etwas dünn an und knarzt. Die Unterseite besteht ebenfalls aus Kunststoff, ein runder Sockel mit einem Gummiring als Puffer fungiert als Auflagefläche. Dadurch gibt es mehr Abstand zwischen Mini-PC und Tisch für bessere Luftzufuhr von unten. Dort befinden sich auch die vier leicht erreichbaren Schrauben. Sind sie gelöst, fällt der Deckel mit einem kurzen Schütteln leicht ab. So sind alle Komponenten schnell erreichbar. Auch der Kunststoffboden fühlt sich eher weniger hochwertig an, knarzt und der Gummiring ist unsauber ausgeschnitten. Das ist Meckern auf hohem Niveau, auf dem wir uns allerdings bei einem Preis jenseits der 400 Euro auch langsam aber sicher befinden.

Preis: Was kostet der Alliwava H90 Pro?

Normalerweise kostet die Basisvariante des Alliwava H90 Pro mit 32/512 GB etwa 479 Euro. Mit dem Code MHNQTHB53695 sind es aber momentan nur noch 435 Euro im Herstellershop. Die Variante mit 1 TB großer SSD (unsere Testausstattung) liegt bei 509 Euro, kostet mit dem gleichen Rabatt-Code aber derzeit 465 Euro.

Fazit

Der Alliwava H90 Pro ist zweifellos ein interessanter Rechner. Insbesondere durch den vergleichsweise niedrigen Preis und den modernen Ryzen 7 ist das System attraktiv. Allerdings hat der Mini-PC ein paar Kühlprobleme, die vor allem bei PCmark, aber auch bei Cinebench zu mäßigen bis schlechten Ergebnissen führt – zumindest verglichen mit anderen 8745HS-Systemen oder Mini-PCs im selben Preisbereich. So beobachten wir im Stresstest teils über 95 Grad CPU-Temperatur, was in der Folge zu einem Abfall des CPU-Takts führt. Das wiederum dürfte ursächlich für die schlechtere Performance sein.

Auch bei der Verarbeitung gibt es einzelne Punkte für Verbesserungen. Zudem überzeugt die verwendete, nicht genauer spezifizierte SSD nicht – hier wäre ein besseres Marken-Modell wünschenswert. Positiv fallen die modernen Anschlüsse, allen voran Displayport 2.1 auf. Allerdings vermissen wir auch bei diesem Mini-PC einen USB-C-Port, der auch die Stromversorgung des Systems bereitstellen kann, wie es bei Laptops längst üblich ist. Alles in allem ein solides, spannendes System mit Potenzial für mehr. Abzüglich unserer Kritik vergeben wir vier Sterne.



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