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Schwimmende vertikale Photovoltaikanlage mit 1,87 MW auf Kiessee eröffnet
Das Photovoltaikunternehmen SINN Power hat die nach eigenen Angaben weltweit erste schwimmende vertikale Photovoltaikanlage eingeweiht. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens vom Samstag hervor. Die Anlage besteht aus senkrecht ausgerichteten Solarmodulen, die auf einem Kiessee des Kieswerks Jais im bayerischen Landkreis Starnberg schwimmen. Die Photovoltaikanlage soll eine Leistung von 1,87 MW haben und pro Jahr rund 2 GWh Strom produzieren.
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Bei der installierten Photovoltaikanlage handelt es sich um eine Skipp-Float-Anlage, die im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen auf senkrecht montierten PV-Modulen basiert. Vier Meter breite Freiwasserkorridore trennen die Reihen, in denen die Solarmodule angeordnet sind. Dadurch soll die Lichtausbeute trotz der vertikalen Anordnung ausreichend hoch sein und die Anlage über den gesamten Tagesverlauf hinweg Strom liefern. Zusätzlich ermögliche der Abstand eine gute Luftzirkulation.
2600 schwimmende Photovoltaikmodule
Die 2600 Solarmodule sind in etwa 1,6 m Wassertiefe in dem Kiessee verankert. Ein Seilsystem verbindet die auf Schwimmkörpern montierten Module so miteinander, dass sie bei Wind nicht kollidieren können. Mechanische Belastungen werden dadurch außerdem minimiert, schreibt SINN Power. Zudem sei die Stabilität auch bei wechselnden Wasserständen gewährleistet. Ein schwimmendes Kabelsystem verbindet die Module mit einem zentralen Einspeisepunkt am Ufer.
Pro Jahr soll die Photovoltaikanlage mit einer Leistung von bis zu 1,87 MW etwa 2 GWh Energie liefern können. Hauptabnehmer ist die Kiesanlage selbst, die in den ersten Wochen des testweisen Betriebs den Netzstrombezug bereits um 60 Prozent senken konnte. Angestrebt ist, dass die Anlage den Netzstrombezug der Kiesanlage dauerhaft um insgesamt 70 Prozent senkt.
Die Skipp-Float-Anlage nimmt lediglich 4,65 Prozent der Wasserfläche ein, liegt damit unter der im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) definierten maximalen Obergrenze von 15 Prozent für künstlich angelegte Seen wie etwa Kiesgruben und Baggerseen. Im Vergleich zu herkömmlichen schwimmenden PV-Anlagen soll die Leistungsdichte der Anlage mit ihren vertikalen Modulen zur Relation der Fläche höher ausfallen. Es kann also mehr Strom auf einer kleineren Fläche produziert werden.
SINN Power betont, dass die Photovoltaikanlage das Ökosystem nicht beeinträchtigt. Das Sonnenlicht könne weiterhin weitestgehend die Wasseroberfläche erreichen. Auch der Sauerstoffaustausch sei gegeben. Die Anlage würde sogar dazu beitragen, die natürliche Umwälzung der Wasserschichten zu fördern. Die Schwimmkörper der Leitungen würden außerdem von Wasservögeln als Brutplätze benutzt, in der Nähe der schwimmenden Rückstellgewichte würden sich Fischschwärme sammeln. Die Wasserqualität habe sich nach Installation der Anlage leicht verbessert. Das hätten Messbojen ergeben, die bereits vor der Installation der Anlage die Qualität gemessen haben.
Geplante Erweiterung um 1,7 GW
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Die Anlage ist bereits für eine Erweiterung um weitere rund 1,7 GW vorbereitet. Die genutzte Wasserfläche werde dann weniger als 10 Prozent der Gesamtfläche des Sees betragen – also weiterhin unter der 15-Prozent-Regel liegen.
Die Skip-Float-Anlage eigne sich für künstlich angelegte Seen mit einer Mindesttiefe von 1,6 m, die unter die 15-Prozent-Regelung des WHG fallen. Durch die vertikale Anordnung falle die Stromausbeute auf kleinerer Fläche höher aus als bei herkömmlichen Systemen, sodass sich der Bau einer solchen Photovoltaikanlage auch auf kleineren Gewässern lohnen soll.
(olb)