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Nach Russland baut nun auch US-Firma iranische Drohnen nach


Das US-Verteidigungsministerium hat vor wenigen Tagen eine neue Kampfdrohne namens Lucas vorgestellt. Lucas steht für „Low-Cost Unmanned Combat Attack System“ und ist eine kostengünstige Nurflügler-Drohne. Sie wurde als Konkurrenz zur iranischen Shahed 136 entwickelt.

Das von dem Unternehmen SpektreWorks entwickelte System ähnelt der bekannten Kamikaze-Drohne: Beide verfügen über eine dreieckige Deltaflügelform und nutzen für den Propellerantrieb einen Kolbenmotor.

Die Lucas-Drohne hat ein Startgewicht von bis zu 100 Kilogramm und fliegt bis zu 5.500 Meter hoch. Sie unterstützt wie die Shahed den schnellen Start von Lkw-Plattformen und soll analog zur iranischen Mini-Kampfdrohne in großen Stückzahlen zum Einsatz kommen.

Auch die Lucas ist eine Einwegwaffe: Der Aufprall und die Explosion des mitgeführten Sprengkopfes zerstören auch das Luftfahrzeug. Jede Einheit kostet rund 100.000 US-Dollar.

700 Kamikaze-Drohnen in einer Nacht

Die Shahed-Drohnen wurden im Ukraine-Krieg durch Lieferungen aus dem Iran an Russland sowie dortige Nachbauten bekannt. In Russland tragen die Drohnen die Bezeichnung „Geran-2“. In nächtlichen Schwärmen attackieren sie systematisch zivile Infrastruktur und Wohngebiete in der Ukraine. Innerhalb des vergangenen Jahres hat das russische Militär die Angriffe von zunächst rund 200 auf über 1.000 Angriffe gesteigert. Am 8. Juli dieses Jahres hat kamen sogar mehr als 700 Drohnen in einer einzigen Nacht zum Einsatz.

Eine iranische Drohe, die auf einer Messe vorgestellt wird.
Ein Modell der iranischen Shahed-136. CC-BY 4.0 Fars Media Corporation

Russland hat die Shahed-136 zunächst direkt aus dem Iran importiert. Die ersten dokumentierten Lieferungen erfolgten bereits im September 2022. Das iranische Regime hatte den Verkauf zunächst geleugnet und später behauptet, die Geschäfte seien schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erfolgt. Die russischen Nachbauten werden inzwischen in eigenen Fabriken gefertigt, Berichten zufolge soll Russland derzeit 1.000 Geran-2 pro Monat produzieren können.

Nun arbeitet Russland an der Modernisierung der Deltaflügler. Dazu soll auch eine von einem Strahlentriebwerk angetriebene und damit deutlich schnellere Variante gehören. Sie wurde Berichten zufolge bereits eingesetzt und basiert auf einem Nachfolger der Shahed-136. Zukünftige Modelle sollen über SIM-Karten oder russisches Satelliten-Internet gesteuert werden, um Störungen der Funkverbindungen durch das ukrainische Militär zu verhindern.

Ein Konzept aus Deutschland

Die Wurzeln der besatzungslosen Nurflügler-Revolution liegen in Deutschland der 1980er-Jahre. Damals hatten das deutsche Heer und die USA ein Projekt gestartet, das Drohnen entwickeln sollte, die sich zum Angriff auf sowjetische Radaranlagen eignen.

Der ehemalige deutsche Flugzeughersteller Dornier entwickelte dazu die 110 Kilogramm schwere Drohne Anti-Radar (DAR), die über eine Reichweite von etwa 600 Kilometern verfügte. DAR sollte von speziellen LKWs gestartet werden, die jeweils sechs Waffensysteme transportieren konnten.

Technologisch war die DAR für ihre Zeit vergleichsweise fortschrittlich. Sie konnte feindliche Radaremissionen erkennen und sich autonom in ein Ziel stürzen. Damit ist sie ein Vorläufer der heute zunehmend populären Kamikazedrohnen.

Anders als bei der Shahed ließen sich bei der DAR jedoch keine Ziele einprogrammieren. Die Ähnlichkeiten betreffen also eher das Design als die Elektronik, die in den vergangenen vierzig Jahren bis hin zu KI-Systemen disruptive Sprünge gemacht hat.

Israelische Firma übernimmt DAR-Konzept

Die DAR sollte in den 1990er-Jahren in den Dienst der Bundeswehr gestellt werden. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde das Projekt aber eingestellt.

Die Geschichte des Nurflüglers endete damit nicht: Die im Staatsbesitz befindliche israelische Firma IAI übernahm das Konzept und entwickelte daraus die bis heute erfolgreiche Harpy-Drohne, die wie ihr Nachfolgemodell Harop immer noch hergestellt und exportiert wird.


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Zwischenzeitlich hatte die Bundeswehr ihre Pläne mit Kamikazedrohnen auch wieder aufgewärmt: Sie entwickelte in den 2010er-Jahren gemeinsam mit Rheinmetall das sogenannte Wirksystem zur Abstandsbekämpfung im Einsatzgebiet (WABEP). Es ähnelte DAR, sollte allerdings aus zwei Systemen bestehen: Die bereits im Dienst des Heeres stehende Kleindrohne Zielortung (KZO) sollte Ziele aufspüren, die dann eine Kamikazedrohne des israelischen Rüstungskonzern IAI angreift.

Eine Drohe, die unter einem Hallendach hängt.
Die Drohne „Anti-Radar“ aus den 1980er-Jahren. CC-BY-SA 4.0 Freunde und Förderer der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz e. V.

Deutsches Heer holt Entwicklung nach

Dem Bundeswehrplan 2009 zufolge wollte das Verteidigungsministerium zwei WABEP-Systeme mit jeweils 42 Drohnen plus Bodenstationen beschaffen. Das System wurde erfolgreich getestet, aber nicht weiterentwickelt, da die Bundeswehr die Indienststellung erst für 2019 projektierte und diesen Zeitpunkt für zu spät hielt.

Das war jedoch ein Irrtum, wie sich spätestens im Krieg um Berg-Karabach im Jahr 2020 herausstellte. In dem Krieg haben mutmaßlich israelische Kamikazedrohnen die aserbaidschanische Offensive äußerst erfolgreich unterstützt.

Nun will das deutsche Heer die Entwicklung nachholen. Bevor über die Beschaffung entschieden wird, werden derzeit Kamikazedrohnen deutscher Hersteller im Ukraine-Krieg getestet. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Deltaflügler.

Helsing, Quantum Systems und Donaustahl produzieren für die Ukraine

Das Münchner KI-Unternehmen Helsing hat angekündigt, nach einem ersten Auftrag von mehr als 4.000 kleinen Kamikaze-Drohnen weitere 6.000 Einheiten seiner elektrisch angetriebenen HX-2 an das ukrainische Militär zu liefern. Einzelne Soldat*innen können die HX-2 im Schwarm steuern.

Auch der Konkurrent Quantum Systems verstärkt sein militärisches Engagement in der Ukraine. Das Rüstungs-Start-up will in diesem Jahr seine Produktionskapazität für Aufklärungsdrohnen verdoppeln. Quantum-Firmenchef Florian Seibel gründete zudem eine Firma namens Stark, das unter anderem Kamikaze-Drohnen in der Ukraine produzieren soll.

Die niederbayerische Unternehmen Donaustahl stellt für den Krieg kleine Gefechtsköpfe her, die ukrainische Einheiten an beliebige Quadrokopter montieren können. Und erst kürzlich stellte Donaustahl eine eigene senkrecht startende Kamikaze-Drohne vor, die für den Einsatz in der Ukraine bestimmt ist.



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„Wie schön es ist, dass ich das jetzt weiß!“


Sigrid* reißt die Augen auf, als hätte sie einen Zaubertrick gesehen. „Ach so!?“, ruft sie erstaunt. Sie nimmt ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und beugt sich langsam immer weiter über ihren Laptopbildschirm, studiert das Abgebildete ganz genau. „Das ist ja klasse“, flüstert sie.

Sigrid hat gerade gelernt, dass man mithilfe von Tabs mehr als eine Internetseite auf einmal öffnen kann. Dabei ist sie technisch eigentlich gar nicht sehr unbedarft. Sie sagt stolz von sich, dass sie ihren Laptop „für die Dinge, die ich brauche, zu 90 Prozent beherrsche.“

Sigrid ist heute in die Berliner Amerika-Gedenkbibliothek gekommen, weil sie das Finanzamt fürchtet. Sie hat die Abgabefrist für ihre Steuererklärung bereits überzogen und kommt an einem bestimmten Punkt der Steuersoftware Elster nicht weiter. Doch als sie das Problem präsentieren will, ergibt sich eine noch viel elementarere Schwierigkeit: Sigrid hat ihr Passwort vergessen. Bei Elster lässt sich das nicht einfach nur per E-Mail zurücksetzen. Sigrid muss sich online authentifizieren. Sie hat keine Ahnung, wie das geht.

Die Digitalisierung schließt viele Menschen aus

Je umfassender die Digitalisierung in unseren Alltag eingreift, je öfter es für Services keine analoge Alternative mehr gibt, desto weiter werden all jene abgehängt, für die der Umgang mit der digitalen Welt eine Herausforderung darstellt. Alte Menschen, Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen mit sensorischen Beeinträchtigungen beispielsweise. Oder Menschen mit geringem Einkommen. Laut einer Studie zur Digitalkompetenz haben nur 32 Prozent von ihnen digitale Grundkenntnisse.

In einer Studie zur digitalen Teilhabe fanden 80 Prozent der Befragten, dass Menschen, die sich im Digitalen schlecht auskennen, es im Alltag zunehmend schwer haben. Lena Zerfowski soll solchen Menschen helfen. Die 28-Jährige ist Digitallotsin im Pilotprojekt Digitalzebra, das die Berliner Bibliotheken aufgesetzt haben. Dort sollen Menschen, die sich mit Technik schwertun, Unterstützung beim Zugang zu digitalen Angeboten bekommen.

Bislang bleibt jenen, die an digitalen Herausforderungen scheitern, nur die Hoffnung, dass technikaffine Bekannte oder Familienmitglieder ihnen helfen. Die privatwirtschaftlichen Geräte- und Softwareanbieter können und wollen meist nicht assistieren. Die betriebswirtschaftliche Logik verbietet die ausufernde Auseinandersetzung mit themenübergreifenden Problemen von Menschen wie Sigrid. Deshalb beginnt nun die öffentliche Hand, Angebote zu entwickeln, die Digitalisierungsverlierer auffangen sollen. Neben der 1:1-Sprechstunde bei den Digitallots*innen gibt es in Berlin beispielsweise auch Digital-Cafés, wo es eher um Austausch in und mit einer Gruppe geht.

Hilfe zur Selbsthilfe

Sigrid setzt sich neben Lena Zerfowski auf einen Barhocker, wuchtet ihren Laptop auf den Tisch vor den beiden, verlegt das Kabel, steckt es ein und schaltet den Rechner an. Der Bildschirm bleibt sehr lange schwarz. „Er macht irgendwas. Was auch immer“, sagt Sigrid mit Berliner Akzent. „Wir geben ihm mal noch ein bisschen Zeit“, antwortet Zerfowski.

Sigrid trägt eine weißblonde Kurzhaarfrisur und weiße Turnschuhe von Reebok zu weißer Jeans und apricot-farbenem Pullover. Ihr Lippenstift ist pink, ihre Nägel schimmern zartrosa und ihre Brille hat goldene Bügel. Nur die Flecken auf ihren Händen verraten, dass sie vermutlich nicht mehr so jung ist, wie sie wirkt. Ihrem Computer ist das Alter schon leichter anzusehen: Der Laptop ist dick wie ein Band Harry Potter.

Nach einer ganzen Weile ist das Gerät endlich hochgefahren. „Sind Sie schon mit dem Internet verbunden?“, fragt Zerfowski. „Ich denke“, antwortet Sigrid. Zerfowski glaubt das nicht und zeigt ihr, wo in diesem Fall welches Symbol zu sehen wäre und erklärt, wie sie die Ansicht mit den verfügbaren W-LANs öffnet. Sigrid ist ganz erstaunt, wie viele dort sichtbar sind. Dann verbindet sie sich mit dem Bibliotheksnetzwerk. Das dauert vermutlich ein Vielfaches der Zeit, die Zerfowski gebraucht hätte, um das Gerät selbst ans Netz zu bringen, doch das ist Teil des Konzepts: Hilfe zur Selbsthilfe.

„Damit sich jeder willkommen und wohl fühlt“

Lena Zerfowski hat eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste gemacht, unter den Digitallots*innen sind aber auch Quereinsteiger*innen, ein Mediendesigner zum Beispiel. Als Digitallots*in absolviert man zudem zahlreiche Fortbildungen: bei der Polizei zu Internetbetrug, bei der Verbraucherzentrale zu Onlinetransaktionen, bei Vereinen für Seh- und Hörbehinderungen zum Thema Barrieren. „Da haben wir gelernt, dass wir klar sprechen müssen, den Mund nicht verdecken dürfen und die Person, mit der wir sprechen, anschauen sollen, damit sich jeder willkommen und wohl fühlt“, sagt Lena Zerfowski.

Sigrid öffnet den Firefox-Browser. „Ich gehe jetzt zu Elster“, sagt sie. Und muss wieder eine ganze Weile lang warten. Sigrid stützt das Kinn auf den Handrücken, hebt es und legt den Zeigefinger an die Schläfe, dann tippt sie sich an den Mundwinkel. „Warum macht der nix. Das ist jetzt komisch“, murmelt sie. Dann öffnet sich die Seite der Steuerverwaltung. Die Zertifikatsdatei findet Sigrid, aber dann fällt ihr, wie erwähnt, ihr Passwort nicht ein. Um es zu finden, versucht sie, die Zertifikatsdatei zu öffnen. Zerfowski erklärt ihr, dass das nicht geht und zeigt ihr den „Passwort vergessen“-Button.

Um ein neues Passwort zu vergeben, braucht Sigrid ihren Benutzernamen. Der steht in einer E-Mail des Finanzamtes. Aber wie soll sie da rankommen? Sie hat ja nun schon die Elster-Website im Browser geöffnet. Zerfowski zeigt ihr den Trick mit dem neuen Tab. Kurz darauf bekommt Sigrid noch einen Skill beigebracht: Wie man Zeichen kopiert und anderswo wieder einfügt. Sigrid ist begeistert. Doch beim Sicherheitscode, den sie kurz darauf per Mail bekommt, funktioniert das nicht.

„Wie soll das gehen?“

„Sie merken sich einfach die ersten drei Zeichen und ich die letzten drei“, sagt Zerfowski. „Ich glaube, das ist eine blöde Idee, ich habe ein bisschen Gedächtnisprobleme“, sagt Sigrid. „Wir schaffen das schon“, sagt Zerfowski und behält recht. Doch um ein neues Passwort zu vergeben, muss Sigrid jetzt erst einmal ihre Identität verifizieren. „Wie soll das gehen?“, fragt sie.

Die Lots*innen tauschen sich regelmäßig über besondere Fälle aus, auch um die persönliche Aufarbeitung zu erleichtern. „Eine Frau, die wegen häuslicher Gewalt eine Wohnung sucht. Ein Mensch, der seinen digitalen Nachlass regeln will, weil er schwer erkrankt ist. Solche Fälle machen etwas mit einem“, sagt Olaf Wolter, einer von zwei Leitern des Projekts. Teil der Lots*innen-Arbeit ist auch die Vermittlung ins Hilfesystem, etwa zu spezialisierten Beratungsstellen. Wiederkehrende Probleme mit bestimmten Anwendungen melden die Lots*innen auch an deren Hersteller zurück, beispielsweise Banken oder das Arbeitsamt.

Sigrid wird nun in die Wunder der Online-Identifikation eingeführt. Sie wedelt nach Zerfowskis Anleitung mit ihrem Ausweis vor der Kamera und spricht zufällig generierte Worte in ein Selfie-Video. Nun muss sie 15 Minuten warten. Sigrid sagt: „Das ist nicht sehr benutzerfreundlich. Allein hätte ich mich da nie durchgewurschtelt.“ Lena Zerfowski sagt: „Wir versuchen, den Digitalzwang aufzufangen. Wenn es nur noch digital geht, brauchen die Leute eine Anlaufstelle.“

Der Hilfsbedarf ist hoch

In diesem Moment spricht eine Kollegin Zerfowski an. Es gäbe da noch eine Nutzerin, die gerne von Zerfowski beraten werden würde. Krystyna* war schon eine Weile interessiert um die Beratungsbox herumgestreift. Sie trägt ihre grauen Locken offen, eine Nickelbrille, Skinny Jeans, schwarze Lacksneaker mit weißer Sohle, eine Jeansweste über einem T-Shirt. Sie sieht aus, als wolle sie eigentlich zu einem Heavy-Metal-Konzert und ein bisschen wie die Antithese zu der blütenweiß-schicken Sigrid. Zerfowski fragt Sigrid, ob das in Ordnung ist, wenn sie sich in der Wartezeit um Krystyna kümmert. Sie bejaht.

Der Bedarf an Dienstleistungen wie denen der Digitallots*innen vom Digitalzebra-Projekt ist hoch. Wöchentlich nehmen etwa 350 Nutzer*innen die Angebote von Digitalzebra in Berlin wahr, Tendenz steigend. Einen Termin brauchen sie nicht. Dass Menschen warten müssen, weil gerade noch andere beraten werden, kommt regelmäßig vor.

Illustration eines Zebras, das Outfit und Kellen eines Einweisers auf dem Flughafen-Rollfeld trägt.
Dieses Zebra ist das Maskottchen des Projekts. Digital-Zebra heißt dieses, weil auch der Zebrastreifen einen sicheren Überweg garantieren soll – so wie die Digitallots*innen den Weg ins Netz begleiten. Schwarz und weiß stehe zudem für die Binarität, die der Digitalisierung zugrunde liegt. – Alle Rechte vorbehalten VÖBB/ZLB, Zeichnung: Jens Nordmann

26 Bibliotheken sind aktuell beteiligt, demnächst sollen es 28 sein. Anfangs war mit viel weniger geplant, doch zahlreiche Bibliotheken haben sich aus eigenem Antrieb angeschlossen und ihre Mitarbeiter*innen zu den Fortbildungen für Digitallots*innen geschickt. Das Projekt wird vom Berliner Senat gefördert, läuft seit September 2023 und ist bis zum Februar 2026 befristet. Danach soll es Teil des Regelangebots der Berliner Bibliotheken werden.

„Wow“

Krystyna schildert ihr Problem: „Ich soll 80 Euro für eine PDF-App zahlen. Ich will das nicht! Ich habe doch schon eine App für PDF“, sagt sie empört. „Wo haben Sie diese Forderung denn gesehen?“, fragt Zerfowski. „Das war, als ich auf Öffnen geklickt habe.“ Zerfowski zeigt Krystyna, wo sie sieht, welche Berechtigungen die entsprechende App hat, nämlich keine. „Ja, aber sie kommt immer wieder“, sagt Krystyna. „Die haben gesagt, wenn ich nicht bis morgen kündige, kostet das 80 Euro.“

„Also diese App kostet nichts und es gibt auch keine In-App-Käufe“, sagt Zerfowski. Sie und Krystyna sitzen sich gegenüber. „Sie können das lesen, wenn es auf dem Kopf steht?“, fragt Krystyna erstaunt. „Ja“, antwortet Zerfowski. Krystyna sagt: „Wow“.

Zerfowski findet heraus, dass Krystyna insgesamt vier PDF-Apps installiert hat. Bei einer davon gibt es In-App-Käufe. Zerfowski vermutet, dass diese App die Zahlungsaufforderung angezeigt hat. Dann schaut sie wieder nach Sigrid. Die sitzt tatenlos vor der Notiz, dass die Online-Legitimierung funktioniert hat. „Ich habe gewartet, weil ich nichts falsch machen wollte“, sagt Sigrid. Jetzt darf sie ein neues Passwort vergeben. Zerfowski dreht sich weg, Sigrid tippt entschlossen. Damit sie das Passwort nicht wieder vergisst, schreibt sie es zusätzlich auf die erste Seite ihres papierenen Terminkalenders.

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„Ich tippe, aber es passiert nichts“

Die Nutzer*innen des Angebots sind meist ältere Menschen. Aber auch unter Jüngeren gibt es welche, die beispielsweise nicht wissen, wie man eine Powerpoint-Präsentation erstellt, und deshalb Hilfe suchen. Von einem jungen Menschen wurde Zerfowski mal gefragt, wie man eine Maus bedient, „weil die nur noch das Touchpad kennen“.

Zerfowski wechselt wieder zu Krystyna. Sie hat die Theorie, dass Krystyna vielleicht ein Adobe-Abo angeboten wurde. „Haben Sie einen E-Reader“, fragt sie. „Einen was?“ „Ein Gerät, mit dem sie E-Books lesen können.“ „So etwas habe ich nicht. Aber ich habe noch ein anderes Problem. Wenn jemand anruft, weiß ich nicht, wie ich rangehen soll. Ich tippe, aber es passiert nichts.“

Zerfowski holt ihr Arbeitstelefon heraus und lässt Krystyna ihre Nummer eingeben, dann tippt sie auf den grünen Hörer. Auf Krystynas Bildschirm erscheint ein Anruf. „So sieht das aus, da kann ich nix tippen“, sagt sie. Zerfowski macht ihr vor, wie sie das Hörersymbol zur Seite zieht, um den Anruf anzunehmen.

„Ah“, ruft Krystyna, klatscht die Hände zusammen und hebt sie in einer betenden Geste. Zerfowski ruft sie noch einmal an und lässt sie diesmal selbst abheben. Krystyna strahlt und sagt „Dankeschön“. Als sie die Bibliothek verlässt, raunt sie einem Bibliotheksmitarbeiter zu: „Die ist ganz gut“ und zeigt dabei auf Zerfowski. „Für uns ist es vielleicht nur ein kleines Problem, aber für die Person kann es riesig wirken“, sagt die.

Wie Lena Zerfowski Sigrid vor Ärger mit dem Finanzamt rettet

Zurück zu Sigrid. Die ist nun endlich in ihrem Elster-Account und kann das eigentliche Problem suchen, die Stelle, an der es nicht weitergeht. „Sekunde. Ich bin völlig durch den Wind. Ah, hier ist es!“ Sigrid möchte eine Mietwohnung, die ihr gehört, angeben. „Aber der meckert mich dann immer an und sagt, ich hätte eine Ferienwohnung eingetragen. Ich habe mir das schon hundert Mal angeschaut, aber finde den Fehler nicht“, sagt sie.

Zerfowski lernt selbst viel bei der Arbeit, beispielsweise Videoschnitt, als jemand Hilfe mit seinen Urlaubsfilmen suchte. Sie erarbeitet sich die Lösung für das jeweilige Problem gemeinsam mit den Nutzer*innen, ruft zum Beispiel auch mit diesen gemeinsam bei einer Hotline an, wenn sie selbst nicht mehr weiter weiß.

„Im Grunde freut das die Person, wenn ich sage: Tut mir leid, das weiß ich auch nicht. Weil die sich dann nicht blöd fühlt. Deshalb gehen wir offen damit um, etwas nicht zu wissen und lernen dann was zusammen. Das ist ein schöner Prozess“, sagt Zerfowski. Informationen, die die Lots*innen bei der Arbeit gewinnen, tragen sie in ein Wiki ein, damit die Hilfe bei der nächsten Person mit dem gleichen Problem einfacher ist.

Zerfowski probiert einfach mal, was passiert, wenn sie eine bestimmte Zeile, in der Sigrid „0“ eingetragen hat, leer lässt. Und siehe da, es funktioniert. „Ich könnte Sie umarmen! Das hätte ich alleine nie hingekriegt. Ich freue mich ganz doll. Wissen Sie, wie viele schlaflose Nächte mich das gekostet hat?“, sagt Sigrid.

Zerfowski erzählt Sigrid noch, dass ihr Laptop mit Windows 10 läuft und das ab Oktober nicht mehr unterstützt wird. Wenn sie Hilfe bei der Umstellung auf Linux wolle, solle sie einfach wiederkommen. In Berlin-Marienfelde, wo Sigrid lebt, gäbe es übrigens auch Digitallots*innen, die ihr helfen könnten. Sigrid antwortet: „Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie schön es ist, dass ich das jetzt weiß.“

*Name geändert



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Kritische Lücke in Firebox-Firewalls: WatchGuard rät zu zügigem Firmwareupdate


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It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Aufgrund einer „kritischen“ Sicherheitslücke sind Attacken auf einige Firewalls des Herstellers WatchGuard vorstellbar. Auch wenn es dem Hersteller zufolge noch keine Hinweise auf Attacken gibt, empfiehlt er eine zügige Aktualisierung.

In einer Warnmeldung listet WatchGuard die verwundbaren Fireboxmodelle wie T15, T70 und M4800 auf. Der Beitrag liest sich so, als wären Instanzen nur verwundbar, wenn sie mit Mobile User VPN mit IKEv2 und Branch Office VPN mit IKEv2 und Dynamic Gateway Peer konfiguriert sind. Offensichtlich sind Geräte auch angreifbar, wenn es diese Konfiguration in der Vergangenheit mal gegeben hat, sie aber mittlerweile gelöscht wurde.

Ist das gegeben, können Angreifer der Beschreibung zufolge aus der Ferne und ohne Authentifizierung an der Schwachstelle (CVE-2025-9242 „kritisch„) ansetzen. Das führe dann zu einem Speicherfehler (out-of-bounds) und Angreifer können Schadcode ausführen. Aufgrund der Einstufung der Lücke ist davon auszugehen, dass Systeme im Anschluss als vollständig kompromittiert gelten. Wie Angriffe im Detail ablaufen könnten, ist bislang nicht bekannt.

Um Attacken vorzubeugen, müssen Admins eine der reparierten Versionen von Fireware OS installieren:

  • 12.3.1_Update3 (B722811)
  • 12.5.13
  • 12.11.4
  • 2025.1.1

Die Entwickler weisen darauf hin, dass der Support für Fireware OS 11.x ausgelaufen ist und der Versionsstrang keine Sicherheitspatches mehr bekommt. An dieser Stelle müssen Adins ein Upgrade auf eine noch unterstützte Ausgabe durchführen. Wenn Admins den Sicherheitspatch nicht umgehend installieren können, empfiehlt der Hersteller die Absicherung über eine temporäre Lösung.


(des)



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Schwachstellen bedrohen HPE Aruba Networking EdgeConnect SD-WAN


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Angreifer können Wide Area Networks (WAN) attackieren, die auf HPE Aruba Networking EdgeConnect SD-WAN fußen. Die Entwickler haben jüngst mehrere Sicherheitslücken geschlossen. Nach erfolgreichen Attacken können Angreifer unter anderem Sicherheitsbeschränkungen umgehen oder sogar Schadcode ausführen, um Systeme vollständig zu kompromittieren.

In einer Warnmeldung schreiben die Entwickler, dass sie insgesamt neun Softwareschwachstellen geschlossen haben. Davon ist der Großteil mit dem Bedrohungsgrad „hoch“ eingestuft.

Aufgrund von Fehlern im Command-Line-Interface können etwa entfernte Angreifer an einer Lücke (CVE-2025-37123) ansetzen, um sich höhere Nutzerrechte anzueignen und im Anschluss eigenen Code mit Root-Rechten auszuführen. Dafür müssen sie aber bereits authentifiziert sein.

Für das erfolgreiche Ausnutzen einer weiteren Lücke (CVE-2025-37124) ist hingegen keine Authentifizierung nötig. An dieser Stelle können Angreifer auf einem nicht näher beschriebenen Weg Traffic am Firewallschutz vorbeischleusen.

Weiterhin ist das Ausführen von Befehlen auf Systemebene möglich (CVE-2025-37126). Fehler in der Kryptografie (CVE-2025-37127) führen dazu, dass Angreifer die Kontrolle über Systeme erlangen können.

Um Angriffen vorzubeugen, müssen Admins HPE Aruba Networking EdgeConnect SD-WAN 9.5.4.1 oder 9.4.4.2 installieren. HPE versichert, dass ihnen derzeit keine Attacken bekannt sind. Das kann sich aber schnell ändern, weswegen Admins die Sicherheitspatches zeitnah installieren sollten.

Zusätzlich sollte sichergestellt sein, dass etwa das Web-Interface von außen nur für ausgewählte Konten erreichbar ist und etwa Firewallregeln den Zugriff einschränken. Außerdem raten die Entwickler zur Authentifizierung RADIUS oder TACACS einzusetzen.


(des)



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