Social Media
Feed und Fudder Podcast 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
Auf der anderen Seite sieht das Gras aber grüner aus. Denkt sich so manche Geschäftsleitung, wenn die Zusammenarbeit mit der aktuellen Social Media Marketing Agentur nicht die gewünschten Ergebnisse bringt und sie sich nach einer neuen Agentur umsehen.
Doch ist drüben wirklich alles besser? Oder soll der Agenturwechsel nur interne Probleme überdecken? Etwa unrealistische Zielsetzungen, fehlende Kommunikation oder eine verzerrte Erwartungshaltung. Wir sprechen in der neuesten Folge, wann ein Agenturwechsel wirklich Sinn ergibt und wann es klüger ist, erst die eigenen Baustellen zu klären, bevor man sich auf dem vermeintlich grüneren Rasen nebenan umsieht.
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Feed und Fudder Podcast 59 – KPI Driven Wahnsinn
“Wir haben doch nichts zu erzählen…” – 3 Tricks für neue Social Media Content Ideen
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 63 – Mit der neuen Agentur wird alles besser!
Transkript
Nicola
Und meine Stimme. Ich bin gerade drüber. Hallo und Servus zu Feed und Fudder, einer neuen Folge. Ich dachte gerade, bin ich im Stimmbruch? Die Stimme kam nicht. Ah, schön, dass ihr wieder dabei seid. Schön, dass du dabei bist, Alex. Nee, das bleibt drin. Also ich finde, das ist doch echt. Aber ich muss sagen, in dem Moment, wo ich was sagen wollte, sofort dachte ich: Oh, was ist los mit meiner Stimme?
Ja, und genauso wie manchmal die Stimme irgendwie lost ist, ist es manchmal mit den Agenturen. Und deswegen reden wir heute über eine These, die du in den Raum geworfen hast. Aber nicht nur du, glaube ich. Und zwar: Was ist deine These?
Alexander
Also erstmal bin ich voll beeindruckt, wie du von unserem Einstiegs-Fail – wenn ihr uns schon länger kennt, dann wisst ihr ja, mit dem Einstieg, da haben wir es immer – das ist ja ein bisschen so unser Running-Gag. Und wie du die Überleitung zur heutigen Folge geschafft hast, ui.
Ich habe einfach mal die These in den Raum geworfen, dass es doch voll oft passiert, dass Unternehmen sagen: Wir beenden die Zusammenarbeit mit euch, der Social-Media-Agentur. Und dann haben sie schon in der Hinterhand natürlich eine neue Agentur. Und in dem Unternehmen herrscht dann der Glaube: Mit der neuen Agentur wird alles besser. Und da bin ich der Meinung: Glaub nicht.
Nicola
Genau, erstmal reden wir hier von Glauben, nicht Wissen. Also Wissen merkt man immer danach. Aber ich kenne das auch – diese Überlegung mit einer neuen Agentur oder mit einer anderen Agentur: Es ist alles viel besser, das Gras ist viel grüner, die haben viel bessere Ideen und sowieso. Aber woher glaubst du, kommt das überhaupt? Also dieser Glaube – ist ja erstmal nur Glaube – dass es so wäre, eine Annahme.
Alexander
Genau, also wir haben jetzt natürlich keine empirische Studie für die heutige Folge aufgenommen. Es ist einfach eher mal eine Folge aus unseren Erfahrungswerten, weil wir sind ja lange schon im Social Business, da erlebt man das halt eben häufig. Wenn man selbst involviert ist, wenn man es irgendwie mitbekommt. Und ich habe halt fast immer gesehen, dass es selten an der Agentur liegt.
Es gibt natürlich auch Gründe, die dann wirklich gegen eine Agentur sprechen, wo es echt Zeit ist, die Agentur zu wechseln. Da würde ich zum Beispiel sagen: Wenn das Projektmanagement von Seiten der Agentur überhaupt nicht funktioniert, wenn zum Beispiel Deadlines nicht eingehalten werden. Aber sowas zähle ich einfach zum Standard, was eine Agentur bringen muss.
Und darum soll es jetzt auch gar nicht gehen. Es gibt natürlich sinnvolle Gründe – gehen wir später noch drauf ein – wie zum Beispiel ein Wechsel der Branche oder ein Zielgruppenwechsel. Das macht Sinn. Aber häufig habe ich erlebt, dass der eigentliche Grund darin liegt, unternehmensinterne Probleme zu kaschieren. Und auf gut Deutsch gesagt: Manchmal möchte auch das Marketing-Team auf Unternehmensseite seinen eigenen Hintern retten.
Nicola
Ja, das kann ein Grund sein, wenn man jetzt rein von faktischen Gründen absieht. Oder teilweise habe ich manchmal auch das Gefühl – oder habe es auch selbst schon erlebt – da gibt es einen Personalwechsel auf Unternehmensseite, und die neuen Kollegen oder eine neue Führungskraft sagt: Ja, ich habe halt super Erfahrungen mit der anderen Agentur, und deswegen wechseln wir. Und schaut sich vielleicht gar nicht an, was bisher gemacht wurde.
Alexander
Genau. Oder – wir hatten das ja auch schon mal in einer Folge – bevor man überhaupt die Zusammenarbeit anfängt, finde ich es ganz wichtig, dass beide Seiten ihre Ziele ganz klar definieren. Denn die Ziele entscheiden ja, welche Maßnahmen und Mittel du nutzt und ergreifst. Und ich habe es auch schon oft erlebt: Da wurde mein Auftrag zum Beispiel als Social Media Marketing definiert, aber eigentlich hat sich das Unternehmen Vertrieb oder etwas anderes gewünscht. Aber das sind dann ganz andere Methoden und Vorgehensweisen.
Und dann hat man ein, zwei, drei Jahre nebeneinander hergearbeitet – aber am Ende war niemand mehr happy. Und wenn man dann sagt, man wechselt die Agentur, aber wieder das Gleiche macht, mit der neuen Agentur die Ziele nicht klar kommuniziert und damit auch nicht die passenden Werkzeuge und Mittel auswählt, dann hast du mit der neuen Agentur genau den gleichen Effekt: Es führt zu nichts. Also deswegen: Wirklich vor jeder Zusammenarbeit ganz klar definieren – von beiden Seiten – was sind die Ziele, diese Ziele realistisch definieren und dementsprechend Maßnahmen und Werkzeuge auswählen.
Nicola
Im Grunde ist das wieder so eine klassische Kommunikationssache: Erwartungshaltung und im Idealfall eine Strategie, wie man da hinkommt. Und dann ein Commitment: Ja, wir gehen den Weg. Weil ich glaube, das ist ja oft das Problem – entweder ist das Grundbriefing nicht ordentlich, man weiß gar nicht so genau, was man will. „Wir wollen irgendwas mit Social Media machen.“ Ist es aber Awareness? Ist es Hardcore Performance? Oder was ist es eigentlich?
Und ich glaube, da beginnt es ja schon. Also wenn das Thema Abverkauf im Vordergrund steht, dann ist es eher ein Performance-Thema. Dann müsste man sich vielleicht überlegen, lieber eine Agentur zu nehmen, die sich sehr gut im Performance-Bereich auskennt. Und vielleicht auch – keine Ahnung – da gibt es ja Unterschiede: Die einen sind voll auf Meta, die anderen kennen sich mit TikTok-Shops aus und so weiter. Also auch da gibt es riesige Unterschiede. Aber oft ist das schon ein Ding.
Und ich habe mal die KI selbstironisch nach selbstironischen Punchlines gefragt. Und da war eine, die fand ich ganz witzig: „Ab jetzt wird alles besser – neue Agentur, neues Glück, gleiche Briefings.“ Und ich muss zugeben, das ist schon ein Thema. Also wenn ich eine klare Erwartungshaltung habe und die Agentur das nicht erfüllt, dann brauche ich auch Gründe. Dann ist es zum Beispiel so, dass die Methoden nicht zu dem passen, was ich als Ziel habe.
Oder – andersrum – die neue Agentur hat vielleicht neue Methoden, neue Tools, die mir helfen würden. Hat vielleicht auch wieder eine andere Motivation. Wenn man sehr lange zusammenarbeitet, kann ich verstehen, dass manchmal der Drive raus ist. Dann kann es auch sein, dass man sagt – wie bei einem Trainerwechsel – wir brauchen mal einen neuen Trainer, der frischen Wind reinbringt. Das kann auch ein Grund sein: neue Perspektiven, andere Ansätze, vielleicht andere Learnings. Auch das kann ein Grund sein.
Aber am wichtigsten ist am Ende immer die Kommunikation. Das sind Dinge, glaube ich, da sollte man sich eine kleine Checkliste machen und sich hinterfragen: „Mit einer neuen Agentur wird alles besser“ – warum macht man das? Was sind die Gründe? Sind die Ergebnisse nicht zufriedenstellend? Ist die Zusammenarbeit eingeschlafen? Keine Ahnung – man merkt einfach, es ist Business as usual und es geht nicht mehr voran.
Oder hat sich das Unternehmen weiterentwickelt und möchte, dass die Agentur auf dem neuen Niveau arbeitet? Das heißt, vielleicht wurden Prozesse verändert, die Ziele sind andere geworden, man hat sich intern neu aufgestellt und merkt: Irgendwie passt das nicht mehr mit der Agentur. Und deswegen finde ich es wichtig zu wissen: Was sind die Gründe für den Wechsel? Also warum wechselt man?
Alexander
Und auch schon während der Zusammenarbeit ist es wichtig, die Gründe herauszufinden – also generell eigentlich überall im Leben: Kommunikation ist alles. Sprecht miteinander. Ich würde mal sagen, 99 Prozent aller Probleme gehen einfach darauf zurück, dass wir zu wenig miteinander reden. Und wenn man miteinander spricht… Ich würde auch sagen, wenn man eine Agentur schon hat, sollte man nicht nur regelmäßig die Ziele bewerten, sondern auch die Zusammenarbeit an sich evaluieren.
So findet man zum Beispiel heraus: Hey, wir haben jede Woche ein Meeting – aber kann ja auch sein, dass die Tipps, die die Agentur da mitgibt, wie „Wir haben gesehen, das funktioniert gut, mach doch mal das“ oder „Lass uns mehr Content in diese Richtung machen“, gar nicht umgesetzt werden. Dann kann die Agentur auch wenig dafür. Und deshalb finde ich es wichtig, nicht nur die Ziele zu bewerten, sondern auch regelmäßig zu schauen: Passt die Art, wie wir zusammenarbeiten?
Nicola
Absolut. Und man darf ja auch nicht vergessen: Ein Agenturwechsel hat so ein paar Effekte. Das eine ist das Thema Einarbeitungszeit. Man muss bei einem Agenturwechsel auch immer ein bisschen darauf achten, wann man das macht. Und wie lange dauert es, bis alle wieder ongebordet sind, alle Infos haben und wirklich loslegen können? Es könnte auch da zu Reibungen kommen, wo man merkt: Irgendwie funktioniert es im Prozess nicht so gut. Und eigentlich ist auch das unser Grundproblem – vielleicht überhöhte Erwartungen.
Es ist für eine neue Agentur – oder auch für einen Freelancer – manchmal gar nicht so einfach, wenn ein Unternehmen kommt und sagt: „Wir wollen wechseln, wir wollen alles anders haben.“ Und dann guckt man – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – sich an, was bisher gemacht wurde, und denkt: Naja, so schlecht war das gar nicht, was die Agentur gemacht hat. Die Bewertung war vielleicht teilweise unfair. Aber die Erwartungshaltung ist, dass jetzt alles anders wird.
Und ich finde, das ist auch nicht so einfach für eine neue Agentur, je nachdem den Zahn zu ziehen und zu sagen: „Ey, die Basis, das, was ihr gemacht habt, war gar nicht so schlecht.“ Vielleicht könnte man das eine oder andere optimieren oder ein bisschen anders machen – aber es muss nicht alles neu gemacht werden. Ich finde, das ist immer ein bisschen heikel, gerade wenn man in der Situation einer neuen Agentur ist.
Alexander
Naja, da sagst du was – die Erwartungshaltung ist eigentlich fast immer das Problem. Und da muss, finde ich, das Unternehmen oder die Person, die den Freelancer oder die Agentur beauftragt, sich im Klaren sein, was sie eigentlich will. Ich habe bei diesen falschen Erwartungshaltungen fast immer das gleiche Problem erlebt: Es wird von organischen Maßnahmen und organischen Inhalten Ergebnisse wie aus dem Performance-Marketing erwartet.
Das kann möglich sein – ich will nichts ausschließen – aber dass organischer Content wirklich langfristig beim Abverkauf oder beim Reichweitenaufbau hilft, ist eine Zeitfrage. Das geht nicht von heute auf morgen. Und generell ist es ja so: Die Plattformen wollen auch Geld verdienen. Mittlerweile gibt es keine Plattform mehr, wo organischer Content den Performance-Content schlägt – denn für Performance musst du die Plattform bezahlen.
Also ich will nichts ausschließen. Man kann natürlich mit organischem Content wirklich gut seine Ziele erreichen, aber meistens nicht in der Zeit, in der es mit Performance-Maßnahmen möglich wäre. Und auch diese Erwartungshaltung, dass man mit organischen Inhalten das Gleiche schafft wie mit Performance – das erlebe ich häufig. Und dann werden auch die Ziele falsch gesetzt. Organischer Content sehe ich eigentlich eher als Maßnahmen wie PR, Social Media oder Community Building.
Das sind für mich eher Instrumente, um Reichweite, Bekanntheit und Community aufzubauen. Das sind eher Maßnahmen, die oben im Funnel angesiedelt sind. Während am Ende des Funnels – das ist dann so die Mitte – die Performance kommt. Also sprich: Es fehlt schlichtweg oft das Verständnis auf Seiten der Auftraggeber, wo Content überhaupt wirkt. Da kann dir natürlich eine Agentur helfen – sie hat das Wissen, sie hat die Erfahrung. Aber ich finde trotzdem: Ich will nicht schlecht über Auftraggeber reden, um Gottes Willen – aber beide Seiten sollten sich einfach im Klaren sein, was sie eigentlich wollen, bevor die Zusammenarbeit beginnt.
Nicola
Ja, oder beendet. Am Ende des Tages, wie immer: Erwartungshaltung. Und ich finde es grundsätzlich sinnvoll zu prüfen, ob Zusammenarbeiten und Kooperationen funktionieren. Ich glaube, es ist völlig okay, einmal im Jahr zu checken: Hey, sind wir da noch auf dem richtigen Weg? Sind wir kommunikativ noch auf einem Level? Und das wäre auch mein Tipp: Bevor man einfach sagt, mit einer neuen Agentur wird alles besser, lieber einmal checken oder einen Workshop machen und schauen, wo man eigentlich hin will.
Denn andersrum: Manche Agenturen können richtig starke Sachen machen, haben aber oft gar nicht die Möglichkeit, weil – wie du sagst – Freigaben nicht gegeben werden, die Strategie nicht umgesetzt wird oder hauspolitisch Dinge nicht gehen. Und, und, und. Das ist auch von Agenturseite nicht immer einfach. Man würde gerne Dinge umsetzen, aber es geht nicht, weil intern ein Thema ist oder das Budget nur für einen gewissen Teil ausreicht.
Auch das finde ich wichtig: Wofür zahlt man eigentlich? Was ist zum Beispiel in einem Retainer enthalten? Das ist eine wichtige Frage. Oft heißt es: Warum sind die so teuer? Das kenne ich von Unternehmensseite. Wenn du das Budget siehst, ist es ein Budgetprozess, es muss freigegeben werden, und dann heißt es: Was macht denn die Agentur? Warum ist die denn so teuer? Und das ist schwierig, wenn die Abteilungsleitungen dafür kämpfen müssen und dann gesagt wird: Nee, nee, eine günstigere Agentur.
Was auch immer das heißt. Das finde ich auch schwierig. Die Frage nach den Gründen, warum man überhaupt einen Wechsel anstrebt, ist super entscheidend. Denn ein Wechsel bedeutet immer auch Zeit – Onboarding-Zeit. Und wie du sagst: Manche Strategien brauchen einfach länger. Sie sind auf langfristige Wirkung angelegt und nicht auf kurzfristige Ergebnisse.
Alexander
Ja, und auch beim Onboarding: Ihr müsst daran denken, ihr müsst nicht einfach alle Passwörter neu aufsetzen – also nicht einfach die Zugänge, die ihr der alten Agentur gegeben habt, wieder rausrücken. Ihr braucht neue Passwörter, am besten stellt ihr das ganze Onboarding aus Sicherheitsgründen komplett neu auf – also auch die Zugänge, die Prozesse, die Integrationen. Alles muss sauber neu organisiert werden.
Nicola
Gut, es kommt natürlich darauf an, welche Plattform du nutzt. Wenn du über den Meta-Business-Manager gehst, kannst du ja Rollen verteilen – das ist kein Stress. Aber klar, wenn du direkte Zugänge verteilen musst, dann schon. Dieses ganze organisatorische Durchspielen, wieder mit Meetings und Abstimmungen – da hängen viele Fragen dran. Ich sag dir noch ein paar Punchlines, die ich ganz gut finde: „Mit der neuen Agentur wird alles besser.“ Sogar die Slides haben jetzt ein CTA.
Alexander
Das finde ich super. Da sind wir wieder ein bisschen beim Wunsch nach Performance.
Nicola
Sorry. Ja, mit der neuen Agentur wird alles besser. Die nennen Content Recycling jetzt Content Innovation.
Alexander
Das ist ja mein absoluter Liebling. Ich muss mir diesen Spruch merken – ich finde den so super.
Nicola
Das war auch so ein guter Beutelspruch, ne? Also für Konferenzen.
Alexander
Aber hey, wir bei Feed und Fudder haben immer nur frischen Content.
Nicola
Ja. Und Content Recycling – wenn du es gut machst – kann schon ordentlich Reichweite bringen. Es gibt ja auf YouTube einige Channels, die alte TV-Sendungen wieder aufleben lassen. Das ist schon krass. Ich habe letztens einen Terrence Hill und Bud Spencer Channel gesehen – die gehen ordentlich ab. Also das muss nicht schlecht sein. Naja, aber um zurückzukommen: Wird mit einer neuen Agentur alles besser? Was sagst du?
Alexander
Ich würde sagen, das ist keine perfekte Antwort, aber: Es kommt drauf an. Es kann besser werden – zum Beispiel, wie du ja auch schon angedeutet hast – wenn man sich weiterentwickelt hat. Manchmal startet man mit einem Produkt, es läuft gut, aber irgendwann stellt man fest: Wir haben damals mit einer bestimmten Zielgruppe angefangen, aber inzwischen wird unser Produkt nur noch von einer anderen Zielgruppe gekauft. Wenn du dann eine Agentur findest, die wirklich auf diese Zielgruppe spezialisiert ist, dann macht das aus meiner Sicht Sinn. Oder auch, wenn man einfach mal sagt: Wir brauchen wirklich frische Kampagnen. Dann würde ich das auch erst intern sauber bewerten, aber da kann ein Wechsel sinnvoll sein.
Was mir noch auffällt – und da macht es dann gar keinen Sinn – ist, wenn die Geschäftsleitung sagt: Wir brauchen eine neue Agentur. Ich habe oft erlebt, dass die Geschäftsleitung mit der Agentur gar nicht zusammenarbeitet, sondern jemand anderes im Unternehmen der Ansprechpartner ist. Die Agentur arbeitet dann nur mit dieser Person zusammen, und die Informationen, die sie weitergibt, werden gar nicht ins Unternehmen getragen. Dann kommen Tipps
Das stimmt. Außerdem haben wir eine Person dabei – ich glaube, die hat eine realistische Zielerwartung. Fangen wir mit dem Fail an. Und witzigerweise haben wir im Vorgespräch festgestellt, dass wir beide unabhängig voneinander genau diesen Fail gefunden haben. Normalerweise, wenn wir über Fails sprechen, wollen wir ja niemanden in die Pfanne hauen.
Wir suchen eher nach Learnings – was kann man als Social Media Managerin oder Manager aus solchen Fällen für die eigenen Kampagnen und Inhalte mitnehmen? Aber in diesem Fall gehen wir mal auf ein LinkedIn-Ragebait ein, bei dem jemand wahrscheinlich nur etwas gepostet hat, um ein bisschen Wut zu erzeugen. Da hat jemand Sponsoring mit Performance-Marketing verglichen und behauptet, Sponsoring mache überhaupt keinen Sinn – man solle sein Investment nur in Performance stecken, weil nur Performance messbare Ergebnisse liefere, bla bla bla.
Und dann hat sich diese Person auch noch auf einem typischen lokalen Fußball-Sportplatz ablichten lassen – wie man ihn kennt, wenn man auf dem Land lebt oder in einem Stadtteil mit einem kleinen Verein. Dort sieht man oft Werbung in den Kurven oder auf den Banden, meist von lokalen Unternehmen: dem örtlichen Getränkehandel, dem Supermarkt und so weiter. Und da muss ich sagen: Ich glaube, da hat jemand echt keine Ahnung, wie das in solchen Vereinen abläuft.
Erstens: Diese Unternehmen suchen da meist kein Return on Investment. Sie wollen sich vor Ort engagieren. Sie wollen etwas Gutes für ihren Heimatverein tun. Vielleicht hat der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin früher selbst dort gespielt und ist noch verbunden. Es ist schön, dass Unternehmen sowas einfach machen, um ihren Verein zu unterstützen. Und gerade auf dem Land entstehen dabei auch echte Business-Deals.
Nicola
Ja, also ich glaube, die Aussage „Sportsponsoring bringt nichts“ – gut, ich komme aus dem Bereich – würde ich mal im Raum stehen lassen. Man kann das natürlich kritisch diskutieren, vielleicht auf globaler Ebene, je nach Zielsetzung. Aber das lokale Beispiel war maximal schlecht gewählt, weil genau da funktioniert es eben komplett anders.
Wir beide kommen vom Dorf. Ich lebe in einer 1200-Einwohner-Gemeinde. Und wenn ich ein lokales Unternehmen bin und die Hälfte des Dorfes jeden zweiten Sonntag auf dem Sportplatz steht, dann bin ich da präsent – und zwar nicht nur mit der Bande, sondern vielleicht auch persönlich an der Seitenlinie. Das hat definitiv einen Effekt. Und dann muss ich auch nicht den Hans in Berlin erreichen, sondern eben nur jemanden hier vom Dorf.
Deswegen war dieses Beispiel so schlecht gewählt. Denn je nachdem, was für ein Unternehmen du hast, erreichst du genau die richtigen Leute. Und zweitens ist es – wie du sagst – oft einfach ein Support für den Verein. Dann heißt es: Komm, wir nehmen dich auf die Bande. Und drittens darf man nicht vergessen: Manchmal wird das als Marketingausgabe verbucht, manchmal als Spende. Und jeder weiß: Eine Spende kann ich steuerlich absetzen.
Also das ganze Thema „Warum bin ich auf der Bande im lokalen Fußballverein?“ hat ganz unterschiedliche Gründe. Und oft ist es sehr emotional und lokal verhaftet. Ich bin auch drüber gestolpert und dachte mir: Komm, das ist jetzt wirklich… Ich glaube, die Kommentarspalte hat das dann eh schon aufgelöst.
Die These kann man machen – aber das Beispiel vor der Bande im Lokalverein war einfach so schlecht gewählt. Es war in dem Moment einfach falsch in der Kombination. Aber gut – deswegen von unserer Seite leider ein Fail. Genau, hat mir alles auch nicht so geschmeckt. Aber vielleicht hat er sich ja dann von seinen Leuten auf dem Dorf nochmal belehren lassen, warum man Bandenwerbung macht oder draufgenommen wird auf die Banden.
Alexander
Oder hat Dorfverbot bekommen.
Nicola
Ja, voll. Naja, aber es gab auch ganz viele Sachen, die uns geschmeckt haben. Und eine Sache ist: Eine 15-Jährige übertrifft Mr. Beast. Und zwar geht es darum, dass eine YouTuberin, die 15 Jahre alt ist, eine Beauty-Linie rausgebracht hat und das Ganze in einer Mall in den USA gelauncht hat. Und in dieser Mall waren 87.000 Teenies – 87.000 Teenies! Die American Dream Mall wurde zum Verkaufsstart regelrecht gestürmt. Das Verrückte ist: Mr. Beast hat ebenfalls dort Produkte gelauncht, und das wurde jetzt weit übertroffen. Sie mussten wohl auch Leute abblocken.
Verrückt ist, dass Salish Matter – so heißt die junge Dame – bekannt ist durch den YouTube-Channel ihres Vaters, Jordan Matter. Seit sie 10 ist, also in den letzten fünf Jahren, tritt sie regelmäßig in diesem Channel auf. Der hat inzwischen über 12 Milliarden Views gesammelt – also ein sehr beliebter Channel. Unter anderem mit Formaten wie „Kids vs. Adults“ bis hin zu „My Daughter’s Secret Crush“ oder „Are They Dating?“ Gut, ich meine, das sind Dinge… Eltern, die ihre Kinder als Protagonisten in YouTube-Channels nutzen – da ist immer ein bisschen Vorsicht geboten. Völlig krass ist aber, dass sie einfach sehr bekannt ist und jetzt diese Mall mit 87.000 Teenies gestürmt hat.
Alexander
Weißt du, was witzig ist? Das ist ein Win-Fail – je nach Perspektive. Für sie selbst ist es ein Mega-Win, allein diese Reichweite. Und wenn da 87.000 Teenies waren, haben die das wahrscheinlich alle auf Instagram und TikTok live gepostet – gigantische Reichweite auf Social Media. Ein Fail ist es, wenn du dir vorstellst, du bist die Person, die an dem Tag die Türen vom Supermarkt aufmachen musste.
Nicola
Absolut. Ich weiß aber auch nicht, ob es langfristig ein Win ist – das wird man noch sehen. Ich bin da immer ein bisschen vorsichtig. Aber ja, richtig krass. Du hast aber auch noch einen Win dabei, oder?
Alexander
Ich finde es sogar einen super sympathischen Win. Das ist mein Highlight der Woche, weil ich einfach finde – Social Media ist oft voll mit so viel Dreck. Und das war ein netter Feel-Good-Moment. Das Rathaus, der Bürgermeister von Braunschweig, sucht jemanden, der sich um das Social Media Marketing und Management kümmert
Und jetzt haben die ein ganz witziges Video gedreht, wo du den Bürgermeister siehst mit typischem Social Media Equipment – Licht, Mikrofon, Kamera – und er hebt das alles total in die Kamera. „Ey, bitte, ich brauche jemanden, weil sonst muss ich das machen.“ Und ihr müsst es gesehen haben – es ist einfach mega sympathisch, wie er die Kamera und das Equipment zeigt, das man für Social Media braucht. Dann sagt er: „Hey, ich bin doch schon als Bürgermeister gut ausgelastet, jetzt noch Social Media – ich brauche jemanden, melde dich bei uns.“ Fand ich ein cooles Recruitingbeispiel.
Nicola
Absolut. Und ich glaube, liebe Grüße an die Stadt Braunschweig – da haben wir wieder mal ein kommunales Thema, das zeigt: Man kann auch mit wenig Budget sympathischen Content machen, der sich ordentlich verbreitet. Also deswegen: Hat uns geschmeckt diese Woche. Und in dem Sinne würde ich jetzt auch sagen: reicht, solange die Stimme noch hält. Ich wünsche dir auf jeden Fall eine gute Woche, Alex. Wir hören uns. Ciao.
Alexander
Macht’s gut.
Social Media
Feed und Fudder Podcast 67 – Durch Personal Post Pushen zu mehr Social Trust?
Trust im Social Media Marketing: Zählt Vertrauen noch zu den relevanten Größen für Social Media Manager*innen oder regieren längst Reichweite und Sichtbarkeit allein, wenn es um die Wahrnehmung von Marken, Unternehmen und persönlichen Accounts geht?
Zumindest Letztere dürfen sich freuen: LinkedIn führt die Boost-Funktion für persönliche Beiträge ein, gegen Bezahlung wohlgemerkt. Wir fragen uns: Wie sinnvoll ist das Feature wirklich? Und hat organischer Content überhaupt noch eine Chance oder zählt am Ende nur noch Performance?
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LinkedIn Feature-Update: LinkedIn testet Boosting für Personal Posts
Alle Social Media Verifizierungen im Überblick
Feed und Fudder Podcast 17 – Verify Baby!
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Hier gibt es das Transkript zu Folge 67 – Durch Personal Post Pushen zu mehr Social Trust?
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed und Fudder.
Alexander
Ihr seht es zwar nicht, aber du bist heute richtig top gekleidet.
Nicola
Ja, ich habe den Feed und Fudder Hoodie in Blau an. Den habe ich ganz selten an, ist mir aufgefallen. Aber jetzt lohnt sich das mal. Und ich schaue auf ein Feed und Fudder Poster bei dir. Also wir sind hier voll im Look. Heute geht es auch wirklich um Feed und Fudder. Das machen wir in letzter Zeit nicht immer.
Alexander
Ja.
Nicola
Wir haben es ein bisschen schleifen lassen.
Alexander
Wir haben heute sogar richtigen Fudder-Content dabei.
Nicola
Ja, tatsächlich. Aber lass uns mal einsteigen. LinkedIn Feature Update. LinkedIn testet Boosting für Personal Posts. Hört sich nicht so spektakulär an. Einzelposts kannst du selbst boosten. Wird gerade getestet, die Funktion. Nicht nur Unternehmensseiten, sondern auch Einzelpersonen können ihre Beiträge kostenpflichtig bewerben.
So, jetzt können wir… Also ich muss zugeben, ich habe es nicht getestet. Ich finde es auch nicht besonders relevant für mich persönlich. Ich weiß, für viele, die selbst Reichweite wollen und wachsen wollen, ist das tatsächlich spannend – also für selbstständige Personal Brands und Menschen, die ihre Reichweite boosten wollen. Vor allem, weil die organische Reichweite ja auch stückweise gesunken ist. Was sagst du dazu?
Alexander
Ich finde es okay. Wenn es dir was bringt, dann gerne.
Nicola
Gut oder nicht gut?
Alexander
Hm… Aber nach und nach müssen wir uns die Frage stellen: Macht es überhaupt noch Sinn, auf Social Media organischen Content zu produzieren?
Nicola
Wenn man keine Reichweite mehr hat. Ich glaube, das ist die Frage der Fragen. Anscheinend ist das Feature selbst auch noch nicht richtig ausgereift. Aber natürlich ging schon wieder die Diskussion los: Wie vertrauenswürdig ist der Content, wenn er gepusht wird? Und überhaupt und sowieso.
Ich glaube, das ist eine alte Leier. Auf Meta hatten wir das Thema ja auch schon vor langer Zeit. Wenn es Sinn macht, also wenn ich eine Personal Brand habe oder ein Buch geschrieben habe und das pushe, um den Verkauf anzuregen, kann das sehr viel Sinn machen.
Alexander
Aber das ist dann eigentlich eine weitere Anzeigenmöglichkeit. Ein organisches Posting sollte ja organisch sein. Aber wenn du dafür Geld ausgibst, willst du auch, dass es konvertiert. Dementsprechend wird es formuliert, dementsprechend wird der Inhalt sein. Es ist eigentlich eine Anzeige – nur heißt sie anders.
Nicola
Und damit kommen wir zum nächsten Thema: Social Trust. Eigentlich ist das unser Überthema. Wie wir darauf kamen, war die Frage: Verkaufen oder Vertrauen? Dieses LinkedIn-Feature-Update über das Boosting von Personal Brands ist ein mega Aufhänger dafür. Verkaufe ich etwas oder will ich Vertrauen aufbauen? Ich glaube, das ist eine Gretchenfrage. Wenn ich über eine Anzeige pushe – je nachdem, wie sie aussieht – kann das Vertrauen stark mindern. Muss nicht. Kann aber.
Alexander
Und da ist die Frage: Wie kann man auf Social Media noch vertrauen? Wir hatten ja eine ähnliche Diskussion, als wir über Authentifizierung gesprochen haben. Früher hieß Authentifizierung: Es ist wirklich die echte Person oder das echte Unternehmen. Mittlerweile kannst du dir das kaufen. Unterschiedlich stark reglementiert, von „völlig egal, wer dahinter steckt“ bis zu X und Meta, wo es noch etwas anders ist.
Ich würde sagen: Vertrauen geht auf Social Media immer mehr verloren. Da muss man sich fragen – wir haben ja in letzter Zeit öfter über Entertainment gesprochen – ist Vertrauen überhaupt noch wichtig? Zählt es noch als Währung? Oder ist es den Leuten mittlerweile egal, was im Feed auftaucht? Es scrollt ja eh durch.
Nicola
Absolut. Ich finde, Social Trust muss nicht absolut sein. Vor Jahren hätte ich gesagt: Social Trust ist ganz wichtig für die Strategie. Und das ist es grundsätzlich auch. Ich bin immer noch ein großer Fan von Social Trust, aber nicht mehr zwingend.
Ich glaube, wenn du reinen E-Commerce machst, brauchst du bis zu einem gewissen Grad keinen Social Trust. Wenn du ein richtig gutes Angebot hast. Wenn du Entertainment machst und die Leute sind unterhalten, muss ich da krass vertrauen? Weiß ich nicht. Vielleicht entsteht eine gewisse Bindung, aber ich brauche keinen krassen Social Trust, um einen guten Kinofilm zu sehen.
Ich glaube, Social Trust ist für Creators sehr wichtig. Aber auch da, bei Comedy-Creators, bei unterhaltsamen Formaten, ist es vielleicht weniger entscheidend. Es wäre spannend, eine Skala zu machen: von wenig bis viel Social Trust. Und dann einordnen, wer braucht das stark und wer nicht. Ich denke, bei Newscreators ist es wichtig, dass sie ein gewisses Vertrauen genießen.
Alexander
Das glaube ich auch. News auf jeden Fall. Auch Journalisten oder journalistische Formate im Social Web, für viele ist Social Media mittlerweile die Hauptinformationsquelle. Und da finde ich: Trust ist wichtig. Es sollte verifiziert sein. Gerade wegen KI, damit es keine gefälschten Inhalte sind.
Gleichzeitig leben wir in Social-Media-Bubbles oder Echokammern, in denen die Leute eher hören wollen, was sie hören wollen. Das ist auch das Problem bei Fake News. Fake News sind deswegen so erfolgreich, weil sie genau das ansprechen, was die jeweilige Bubble hören will.
Nicola
Ja, deswegen: Wenn man das für sich oder sein Unternehmen oder aus Agentursicht einordnen will – wie wichtig ist Social Trust – muss man sich das wirklich auf einer Skala anschauen. Was bringt mir das Vertrauen? Was müsste ich investieren, um es zu bekommen? Und dann abwägen.
Ich glaube, für schnell abverkaufte Produkte brauchst du es nicht so stark. Für leichten Konsum wahrscheinlich auch nicht. Für KI-generierte Slideshows auch nicht wirklich. Aber je mehr es darum geht, Vertrauen als Mehrwert zu haben, desto mehr muss ich investieren.
Deswegen kann man das Thema Social Trust nicht pauschal beantworten. Man muss es im Detail betrachten. Und wie passt es zur Brand? Ist es für die Brand wichtig, loyale Kunden zu haben? Also: Was bringt mir das Vertrauen? Du hattest mir vor längerer Zeit mal ein Zitat geschickt – ich weiß gar nicht, ob Steve Jobs das wirklich gesagt hat – aber es geistert durch LinkedIn und wird immer wieder aufgegriffen.
„If your customer buys once, you made a sale…“ Und da ging es um Vertrauen. Nicht um Social Media Trust, sondern allgemein. Der einmalige Kauf ist einfach ein Verkauf, ein Sale. Dafür braucht man kein großes Vertrauen. Das ist ein Abschlussgeschäft. Beim wiederkehrenden Kauf kommen wir dann zum Vertrauen. Ein Kunde, der wiederholt bei dir kauft oder bei uns im Social Inhalte konsumiert, Watchtime lässt, Aufmerksamkeit schenkt, glaubt an den Wert deines Angebots. Er hat ein positives Erlebnis, eine Erfahrung – und daraus entsteht Vertrauen. Das bedeutet es. Und die höchste Stufe ist dann die Weiterempfehlung. Wenn du weiterempfohlen wirst, die Leute immer wieder kommen – was für Creator super wichtig ist – und du empfohlen wirst, dann entsteht Markenbildung.
Alexander
Das glaube ich auch. Trust ist nicht nur Vertrauen, sondern auch Mehrwert. Wenn Inhalte Mehrwert bieten, hilft es beiden Seiten. Du bekommst die Inhalte, die du suchst, und der Creator bekommt Likes, Abonnenten, Reichweite. Vielleicht ist Trust nicht mehr nur Vertrauen, sondern auch Mehrwert. Und wenn du nur Entertainment suchst, ist das auch ein Mehrwert. Der bleibt bestehen.
Nicola
Absolut. Das ist die grundsätzliche Frage. Vertrauen war früher stark geprägt durch Qualität und Empfehlung. Heute entsteht Vertrauen auch durch Sichtbarkeit. Es entsteht durch Konsistenz, algorithmische Präsenz, durch Empfehlung. Das ist spannend. Da kann man noch tiefer reingehen. Wollen wir jetzt nicht, aber: Entsteht Vertrauen nur, weil mir etwas ständig im Feed angezeigt wird? Das hat sich verändert.
Alexander
Da könnten wir eine gute Zitate-Kachel mit dir machen. „Vertrauen durch Sichtbarkeit“ – gefällt mir.
Nicola
Ja, Vertrauen durch Sichtbarkeit. Das ist ein cooler Slogan. Ich glaube, in der Awareness-Welt, in der wir leben, spielt es eine deutlich größere Rolle, ob du sichtbar bist oder nicht. Ob du regelmäßig im Feed bist – und damit bist du abhängig von Algorithmen. Und jetzt kommen wir wieder zum Boosting-Thema. Ich muss sichtbar sein, ein Stück weit, und wieder gesehen werden. Damit über viele Postings, über lange Zeiträume Vertrauen entsteht. Ob das qualitativ so super ist, kann ich manchmal gar nicht beurteilen.
Zum Beispiel ganz aktuell: Ich habe bei einigen Creatorinnen auf Instagram gesehen, die für Leluns – das war so Leggings-Zeug – geworben haben. Klassisches Influencer-Marketing, mit kleinen und großen Influencern, prozentuales Modell. Und sie haben sich beschwert, dass sie seit Monaten nicht bezahlt werden. Ich habe mir die Kommentarspalten angeschaut – da waren viele Creatorinnen, die kommentiert haben: „Ich wurde auch nicht bezahlt“, „Ich warte seit Monaten“, „Die stehen kurz vor der Insolvenz.“
Das fand ich krass. Denn in dieser Diskussion haben auch die User geantwortet – also die Follower: „Ihr macht das ja auch vor allem wegen der Kooperation, weil ihr Geld verdienen wollt.“ Und ich fand das interessant – diese Kommentarspaltenwelt. Den Usern ist sehr bewusst, dass Empfehlungen nicht nur aus Überzeugung kommen, sondern auch aus kommerziellem Interesse. Diese Abstraktion verstehen viele. Deswegen: Thema Markenbildung. Ich glaube, du kannst trotzdem Vertrauen zu einem Creator haben, auch wenn die empfohlenen Produkte qualitativ nicht so toll sind.
Alexander
Das ist auf jeden Fall so. Markenbildung ist wichtig. Und wie du sagst: Du kannst eine Marke auch ruinieren. Wenn die Marke ruiniert wird – durch so etwas wie du beschrieben hast – spielt Trust eine Rolle. Denn ein Shitstorm will niemand abkriegen.
Nicola
Ja, und ich glaube, das sind zwei Arten von Trust. Die User, die der Creatorin folgen, verlieren nicht das Vertrauen in sie, nur weil die Kooperation schiefgeht. Aber sie verlieren das Vertrauen in die Marke, die empfohlen wurde.
Alexander
Genau.
Nicola
Ein spannender aktueller Fall. Mal sehen, wie es weitergeht – ob sie irgendwann zahlen. Aber ich fand das gerade sehr spannend, weil es so aktuell ist. Und zum Thema Vertrauen kommen wir jetzt zu unserer Lieblingskategorie: Was hat uns geschmeckt und was hat uns nicht so gut geschmeckt? Wir haben wirklich mal wieder Food-Content dabei.
Alexander
Lecker. Und das erste ist wirklich richtig lecker. Er ist sowohl auf Instagram als auch auf YouTube aktiv. Und bei ihm schmeckt es sehr gut.
Nicola
Hoffentlich.
Alexander
Er nennt sich „Tasting History with Max“. Sein Handle, falls ihr ihn besuchen wollt, ist „Tasting History with Max Miller“ – alles zusammengeschrieben. Ich finde das richtig cool: Er kocht sowohl historische Gerichte nach als auch fiktive Gerichte. Die letzten Sachen auf seinem Account waren zum Beispiel der Original-Kaiserschmarrn von irgendeinem damaligen Kaiser und das Paprikahendl aus Bram Stokers Dracula. Und er kocht das nicht einfach mit heutigen Zutaten nach, sondern versucht, wenn möglich, die damaligen Zutaten aufzutreiben. Oder er sagt: Gibt’s nicht mehr, aber das kommt dem relativ nahe.
Und dann erzählt er, wie die Leute damals gekocht haben, wie Rezeptbücher geschrieben wurden. Er erzählt auch historisch: Wie kam es zu diesem Gericht? Wie sah die ungarische Küche aus zur Zeit, als Bram Stoker das Paprikahendl geschrieben hat? Man lernt richtig viel. Ich finde das einen richtig leckeren Account.
Nicola
Absolute Empfehlung: Tasting History with Max. Wer das 1:1 ins Deutsche adaptieren würde – ich glaube, das würde sofort funktionieren. Öffentlich-rechtlich hat mal jemand in die Richtung angefangen. Ich glaube, hier spielt natürlich Max Miller selbst eine Rolle, weil es sein Account ist und er aus Eigeninteresse gewisse Themen forciert. Aber ich finde, es ist richtig gut, um mit Food Inhalte zu vermitteln.
Und es sind viele Gerichte, die Nationalgerichte geworden sind oder einen historischen Kontext haben. Zum Beispiel: Was hat die Fregatte in der U-Bahn – ich meine natürlich im U-Boot – gegessen? Was gab es im U-Boot im Zweiten Weltkrieg? Das sind Fragen, bei denen mein Historikerinnenherz aufgeht. Du kannst ganz simpel, unterhaltsam Wissen mit einem total leckeren Thema verbinden.
Und das Coole ist: Während er dir die Geschichte erzählt, kocht er auch. Also er kocht live – aufgezeichnet natürlich – aber du siehst, wie er nach und nach das Gericht zubereitet. Und dann redet er auch.
Nicola
Ich würde jetzt mal vermuten, er kocht gerne. Aber du hast auch noch einen, ich würde sagen, Fail mitgebracht. Denn: „Kochen ist kein Hobby“ – zitiere ich mal aus einem Post, den du mir geschickt hast. Was war da los?
Alexander
Normalerweise gehen wir auf solche klassischen Ragebait-Posts auf LinkedIn gar nicht mehr ein. Die werden ja nur verfasst, um möglichst viel Reichweite zu bekommen – also negativer Trust, Hauptsache Aufmerksamkeit. In der Hoffnung, dass sich Leute so sehr aufregen, dass sie kommentieren.
Durchs Kommentieren und Teilen geht die Reichweite natürlich hoch. Aber wir haben es diesmal genommen, weil es auch Food-Content ist – mehr oder weniger. Da schreibt jemand: „Kochen ist kein Hobby, sondern eine der romantischsten Selbstlügen unserer Generation.“ Und: Wer kocht, verschwendet so viel Lebenszeit, die man doch viel besser ins Business stecken könnte.
Nicola
Er schreibt, er hat in den letzten elf Wochen kein einziges Mal gekocht und in dieser Zeit keinen einzigen Moment Fokus verloren. „Kochen ist kein Hobby. Zeit ist das wertvollste Kapital.“ Die Rechnung sei brutal einfach, sagt er. Und dann rechnet er hoch, wie viele Stunden er gewonnen hat, weil er nicht gekocht hat. Er hat auch nicht eingekauft, musste keine Entscheidungen treffen. Ich muss zugeben: Manche Menschen kochen einfach gerne. Und manche müssen auch kochen – aus gesundheitlichen Gründen, weil sie sich bewusst ernähren wollen. Deswegen finde ich das schon sehr einseitig. Das aufs Business anzuwenden, dass er so viel Zeit gespart hat, weil er nicht kocht – da geht eine ganze Zeitschriftensparte für Hauswirtschaft kaputt.
Alexander
Wir beleuchten hier im Podcast ja oft kritisch die Entwicklungen auf Social Media. Aber ich muss auch sagen: Die Kommentare unter diesem Post – das ist pures Social-Media-Gold. Für genau solche Sachen lieben wir Social Media. Die Leute haben kommentiert, worauf man noch alles verzichten könnte, um sich nur noch ums Business zu kümmern.
Nicola
Um so viel Zeit zu sparen.
Alexander
Einer hat geschrieben: „Einmal im Monat Katzenwäsche reicht.“ Duschen sei auch Lebenszeit, die man nicht braucht. Ist ja nur noch Business. Und dann wurde es richtig witzig, was die Leute alles vorgeschlagen haben, worauf man noch verzichten könnte, um mehr Zeit fürs Business zu haben. Das finde ich pures Social-Media-Gold.
Nicola
Absolut. Die Kommentare waren echt überragend. Auch: „Online-Betreuung aus Thailand – richtig gut, weil die Unternehmen dann die unangenehmen Gerüche vom Nicht-Waschen nicht mitbekommen.“ Also, richtig gut. Ja, damit schließen wir ab. Ich sehe den Punkt, dass man vielleicht nicht gerne kocht und das als Zeitverschwendung empfindet – das ist in Ordnung. Aber schaut mal bei Tasting History with Max vorbei, der sehr gerne kocht, historisch kocht und das mit Wissen verbindet. Ich finde, das ist ein richtiges Schmankerl. Und was wir daraus lernen – wenn wir nochmal LinkedIn zitieren und mit dem Post abschließen – ist: Macht das, was euch Spaß macht, und macht es richtig gut.
Alexander
Egal, ob es boostet oder nicht. Habt einfach Spaß dran.
Nicola
Und braucht kein Learning.
Alexander
Ja, macht’s gut.
Nicola
Wir brauchen kein Learning dafür. Und dann kommt der Trust auch von allein – weil es gibt Menschen, die glauben euch das. In diesem Sinne wünsche ich dir eine sehr schöne Woche, Alex. Ciao.
Social Media
Was ist Twitch – und was macht es so anders als klassische Social Networks?
Der Livestreaming-Dienst Twitch hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiterentwickelt und – von einem Platz, an dem sich Gamer treffen, zum interaktiven Raum für Communities, Content Creators und Marken um alles mögliche zu diskutieren, von Fitness bis Fischen, von Home Improvement bis Häkeln.
Gastautorin Tineken Dentler-Asmatyar zeigt warum Twitch im Social Media Plan nicht mehr fehlen sollte, wann und wie Twitch in den Mediaplan gehört – und warum Livestreaming neue Maßstäbe in Sachen Engagement, Nähe und Authentizität setzt.
Twitch ist ein Live-Streaming-Dienst, auf dem täglich Millionen von Menschen zusammenkommen, um zu chatten, zu interagieren und Inhalte zu erstellen. Das Besondere daran ist, dass es sich um eine Live-Umgebung handelt. Für Marken bietet dies die Möglichkeit, mit Streamern zusammenzuarbeiten und auf authentische Weise mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten. Nichts auf Twitch wird vor dem Publikum retuschiert oder bearbeitet, was bedeutet, dass zwischen einem Streamer und seiner Community oft großes Vertrauen herrscht.
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Vom Gaming-Portal zur globalen Community
Obwohl viele Menschen wissen, dass Twitch seine Wurzeln im Gaming hat, hat es sich seitdem zu einem Ort entwickelt, der auch bei einem breiten Publikum beliebt ist. Tatsächlich ist Gaming nicht einmal die beliebteste Kategorie von Streams, sondern „Just Chatting“. Ob Kochen, Sport, Reisen oder einfach nur Chatten – die Twitch-Community wächst weiter; mehr und mehr Menschen auf der ganzen Welt nehmen an Streams Teil, um ihre gemeinsamen Leidenschaften mit Gleichgesinnten zu diskutieren.
Heute gehen jeden Monat rund fünf Millionen Streamer auf Twitch live, was im Jahr 2024 zu mehr als 20 Milliarden Stunden angeschauten Streams auf Twitch führte. Deutschland hat die größte Anzahl an Streamern in Europa, mit über 300.000 Streamern, die jeden Monat live gehen.

Dementsprechend bunt ist auch das Portfolio an Marken, das auf Twitch wirbt: Von Finanzdienstleistern über Gaming bis zu Tourismus und Konsumgüter-Unternehmen. Was sie reizt, ist unsere Anziehungskraft auf das jüngere erwachsene Publikum sowie die außergewöhnlichen Möglichkeiten, die wir für ein direktes Engagement mit den Communities bieten.
Der Unterschied zwischen Twitch und anderen sozialen Netzwerken ist, dass es nicht um ein schnelleres Dauerscrollen geht: Bei Twitch geht es um Livestreaming. Die Twitch-Community schätzt das authentische und interaktive Erlebnis, das der Live-Content bietet. Wenn man stundenlang live vor der Kamera ist, kann man nichts vorspielen.
In-Real-Life Inhalte verbinden Streaming mit Authentizität
Ein Beispiel für eine Kampagne auf Twitch ist eine Schnitzeljagd zur Markteinführung des Renault R5. Renault hat sein legendäres Modell R5 als Elektroauto neu erfunden. Zur Markteinführung galt es, Markenwerte und Identität ins Elektro-Zeitalter zu übertragen und potentiellen neuen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu vermitteln, die keine Erinnerungen an den ursprünglichen R5 hatten. Das Ziel war, Erwachsene aus der Generation Z sowie Millennials für die Markteinführung zu begeistern und so Renault als innovative Lieblingsmarke für die nächste Generation zu etablieren.
Die Lösung: Da IRL-Inhalte (In-Real-Life) auf Twitch bei der Audience immer beliebter werden, entstand die Idee, die Partnerschaft von Renault mit dem „Festival of Lights“, im Oktober 2024 in Berlin mit einer Live-Schnitzeljagd während der Veranstaltung zu kombinieren.
Umgesetzt wurde dies in Form eines authentischen und unterhaltsamen IRL-Streams über vier Stunden, bei dem die IRL-Twitch-Streamer QuiteLola und Ronny Berger in so genannten Challenges und Mini-Spielen gegeneinander antraten. Alle Herausforderungen fanden an berühmten Berliner Sehenswürdigkeiten und Orten des Lichterfestes statt, was zu atemberaubenden Bildern für die Zuschauer führte.
Ein dritter Twitch-Kanal wurde von Moderator DoktorFroid genutzt, der die Aktionen beider Teilnehmer gleichzeitig kommentierte. Die Verbindung aller sechs Orte auf der Karte in Google Maps ergab das Renault-Logo. Im Ergebnis wurde der Stream 1,95 Millionen Minuten lang angesehen – das sind umgerechnet mehr als 1.300 Tage. Während dieser Zeit gingen rund 16.000 Kommentare von Zuschauerinnen und Zuschauern ein. Darüber hinaus führte die Aktivierung zu einem Anstieg der Google-Suchanfragen für den R5 um 149 %, doppelt so vielen Website-Besuchen und 2,5-mal mehr Website-Interaktionen.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag. Es besteht keine bezahlte Kooperation.
Social Media
Feed und Fudder Podcast 66 – Entertainment first! Social Media im Wandel
Entertainment-Shift im Social Marketing: Unterhaltung gewinnt an Bedeutung gegenüber Vernetzung, wenn die User*innen ihre Social Media Apps nur noch zum passiven Konsum von Unterhaltungsformaten nutzen. Wir sprechen im Feed und Fudder Podcast, was dieser Wandel eigentlich für alle Social Media Manager*innen bedeutet?
Die Folgen sind längst absehbar: Es wird immer herausfordernder, Reichweite zu erzielen. Videoinhalte sind das entscheidende Format, und ohne entsprechendes Budget für ansprechenden Content taucht man kaum noch in den Feeds auf.
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Entertainment first! Die neue Realität im Social Media Management
Roblox, Fortnite und Co. – Spieleplattformen im Marketing
Feed und Fudder Podcast 15 – Ist YouTube eine Social Media Plattform?
Feed und Fudder Podcast 41 – Wie krass ist die WWE?
Feed und Fudder Podcast 60 – Gamification auf Social Media
Transkript Feed und Fudder Podcast Folge 66 – Entertainment first! Social Media im Wandel
Du bist grad irgendwo, wo es still sein muss, schmöckerst lieber in Texten oder möchtest unsere Folge barrierefrei mit deinem Screenreader lesen? Kein Problem!
Hier gibt es das Transkript zu Folge 66 – Entertainment first! Social Media im Wandel
Transkript
Nicola
Hallo und Servus zu einer neuen Folge Feed & Fudder mit Alex und mir, der Nici.
Alexander
Hallo, herzlich willkommen. Schön, wieder da zu sein.
Nicola
Immer wieder freitags. Ja, diese Woche haben wir ein nettes Thema, denn es geht um Unterhaltung und das ist erstmal positiv. Weg von Skandalen, Hass und Hetze, weg von politischen News, weg von Krieg vielleicht. Wir sind im entertainigen Format. Und wir haben dieses Mal auch ein paar Wins mitgebracht. Keine Fails, nur Wins. Deswegen freue ich mich total, dass wir heute über Entertainment reden. Entertainment First im Social Media.
Und warum wir darüber reden, ist erstmal eine Beobachtung, die wir beide unabhängig voneinander schon länger machen. Und zweitens hast du deine Gedanken sehr löblich und vorbildlich zusammengefasst auf dem AllSocial Blog.
Alexander
Da werde ich jetzt ganz rot.
Nicola
Ich bin faul, ich habe es nicht gemacht. Ich lasse mir von dir erzählen, was du dir dabei gedacht hast.
Alexander
Ist auch eine Lösung. Wir haben gestern auf dem AllSocial Blog einen Artikel veröffentlicht mit ein paar Gedanken zu diesem Entertainment Shift. Was ist der Entertainment Shift auf Social Media? Der besagt ganz kurz, dass das “Socia”l in Social Media verschwindet und das “Media” immer wichtiger wird. Früher haben wir uns auf diesen Netzwerken – wer kennt noch StudiVZ oder meinVZ – registriert, weil wir uns mit Leuten aus dem Offline-Leben virtuell verknüpfen und austauschen wollten.
Wenn man sich damals bei Facebook angemeldet hat, war der virtuelle Freundeskreis meist identisch mit dem echten. Man hat gefragt: „Darf ich dich adden?“ Und so hat man sich seine Kontaktliste aufgebaut. Im Feed hat man dann die Leute gesehen, denen man folgt – sortiert nach Interaktion. Da gab es auch Funktionen wie „Anstupsen“. Und dieses “Social” ist auf den Plattformen massiv zurückgegangen.
Stattdessen werden Social-Media-Plattformen zu Entertainment-Plattformen wie YouTube oder Netflix. Es geht mehr und mehr darum, Social Media passiv zu konsumieren, vor allem Unterhaltungsformate, analog zu YouTube-Videos oder Serien auf Netflix. Das ist dieser Entertainment Shift. Und darüber wollen wir heute sprechen: Was bedeutet das für uns als Social Media Managerinnen und Manager, wenn wir künftig Kanäle betreuen?
Nicola
Diese Ankündigung, dass es diesen Shift geben wird, ist schon sehr alt. Ich erinnere mich, dass schon 2019 darüber gesprochen wurde: Video wird wichtiger, Social Media wird mehr entertainig. Und trotzdem hat es relativ lange gedauert. Ich finde, jetzt kann man sagen, dass wir an einem Wendepunkt sind, wo ein Großteil des Contents genau das ist. Es ist unterhaltsam, hat einen seriellen Charakter, ist geskriptet.
Und auch wenn du das Gefühl hast, es wäre real – ist es oft nicht real. Bei vielen Creatoren ist es eine Show. Sie sind Schauspieler ihres Lebens. Im Endeffekt ist es eine große Reality-Show. Das ist ein interessanter Gedanke, denn die Idee ist alt, aber es hat einige Jahre gedauert, bis der Shift wirklich da ist. Es ist eigentlich Entertainment mit Interaktionsfeature, kann man ehrlich so sagen.
Alexander
Und witzigerweise: Die Creator Economy hat schon immer nach diesem Prinzip gelebt. Was wir jetzt mit diesem Shift meinen und was du gesagt hast, dass es jetzt soweit ist, betrifft vor allem die Feeds der Algorithmen. Natürlich können Plattformen ihre Algorithmen jederzeit ändern, aber Stand jetzt sieht man: LinkedIn ist eine Ausnahme. Dort sieht man noch viele direkte Kontakte im Feed. Aber auf Instagram und anderen Plattformen sieht man vermehrt keine persönlichen Kontakte mehr. Die tauchen zwar noch auf, aber das, was von den Algorithmen hochgespült wird, sind Entertainment-Inhalte.
Nicola
Ja, und das eine ist dieses Weggehen von den Followern. Der Feed ist ein endloser Strom unterhaltsamer Videos – unabhängig davon, ob du den Accounts folgst. Das ist das TikTok-Prinzip. Auch bei YouTube merkt man das und Meta setzt ebenfalls darauf. Das andere ist die Entwicklung beim persönlichen Content. Urlaubsfotos auf Instagram kannst du vergessen, die bekommen keine Reichweite mehr.
Früher war das anders: Wenn du etwas aus deinem Leben geteilt hast, hattest du Reichweite. Einerseits ist das plattformgetrieben, weil die Plattformen wissen: Persönlicher Content scheint nicht so beliebt zu sein und funktioniert auf Dauer nicht so gut. Und bei den Creatoren, die ständig produzieren, wenn du jede Woche mehrfach etwas veröffentlichen willst, muss es irgendwann gescriptet sein.
Alexander
Du hast gerade so oft das Wort „Produktion“ gesagt und das ist tatsächlich eine Auswirkung. Der Produktionsaufwand, vor allem bei Entertainment First, betrifft fast ausschließlich Videoformate. Der Aufwand für Videocontent steigt. KI hilft da nur bedingt. Videos müssen trotzdem geschnitten und formatiert werden. Du brauchst ein Drehbuch, eine Struktur. Diese Creators machen nichts zufällig, das ist alles durchgeskriptet. Wenn ihr professionelle Kanäle betreut: Am Thema Video kommt man nicht mehr vorbei.
Nicola
Ja, viele Influencer haben ihre Reichweite mit klassischen Bildposts aufgebaut. Und genau die strugglen jetzt, weil sie nur noch mit Videos Reichweite bekommen. Video ist aufwendig. Du brauchst ein Skript. Bei einem Bild zählt die Visualität. Du kannst inszenieren. Bei einem Video brauchst du Anfang und Ende, einen Hook, einen Abbinder. Das bedingt das Format. Damit bist du automatisch in einer Story-Schleife. Und wenn du das regelmäßig machst, jede Woche, brauchst du irgendwann Inhalt. Und was brauchst du dann? Einen aufeinander aufbauenden medialen Fall. Wenn du seriell arbeitest, brauchst du Formate. Und dann bist du schon wieder in der TV-Logik.
Alexander
Und witzigerweise, ist schon ein bisschen her, Instagram hatte ja mal sein Feature Instagram TV.
Nicola
Ja, total. Ich meine, das hat damals nicht so gut funktioniert, aber im Grunde sind es zwei Aspekte. Was treibt die Plattform? Es ist natürlich die Monetarisierung. Videos lassen sich viel höherpreisig monetarisieren, und dann brauchst du aber recht viel Content. Videocontent ist aufwendiger, und somit bleibt nur ein gewisser Pool an Produzenten übrig. Das sind dann Creator, die es schaffen, regelmäßig zu produzieren.
Ich hatte letztens ein Video gesehen, auf LinkedIn, da wurde das Studio eines Creators aus den USA vorgestellt. Die kapern gerade mehr oder weniger die Hollywood Studios – also dort, wo früher Serien und Filme gedreht wurden. Das sind jetzt komplette Sets für Creator. Da gibt es einen Supermarkt, ein Friseurstudio und alles. Auf einer immensen Fläche komplette Sets, wo Creator ihre seriellen Entertainment-Formate drehen können. Und da dachte ich mir: Das ist einfach die krasse Konsequenz aus der Situation.
Alexander
Ich hatte vor kurzem auch gelesen, dass sich die Plattformen gar nicht mehr so sehr untereinander als Konkurrenten sehen, sondern jetzt vor allem Netflix angreifen wollen und Marktanteile gegenüber YouTube zurückgewinnen möchten. Es geht nur noch um Aufmerksamkeit und um den Faktor Zeit. Also: Wo schaust du dir deinen Videocontent an?
Bei YouTube oder auf Instagram? Darum geht es. Und wichtig ist: Du musst nicht nur viel produzieren, es muss seriell sein. Du musst die Leute bei Laune halten, es darf nicht langweilig sein. Ich glaube, bei dieser Langweile werden viele B2B-Accounts Schwierigkeiten bekommen. Denn ehrlich gesagt: B2B-Content ist oft ziemlich langweilig.
Nicola
Im Verhältnis ist es halt keiner. Der Witz ist: Gehen wir mal historisch zurück. Die Seifenopern, also die Soaps, sind ursprünglich Commercials. Das ist ganz witzig, denn diese klassischen Soaps waren kommerzielle Unterhaltungsformate. Daher auch der Name „Soaps“, weil dort Seifen und Waschmittel beworben wurden. Und irgendwie sind wir jetzt wieder an dieser Stelle.
Es gibt ja gute Beispiele von Brands, die das auf TikTok hinbekommen. Die Schwarzgruppe mit Lidl hatte mal eine serielle Geschichte über Discounter. Die Deutsche Bahn – ich glaube, da haben wir auch drüber geredet – versucht es gerade mit Anke Engelke.
Alexander
Sogar richtig klassisch im Serienformat. Das ist eine Serie, angepasst auf das 9:16-Format, mit kürzeren Spots, abgestimmt auf die Aufmerksamkeitsspanne von Reels und ähnlichen Formaten.
Nicola
Genau. Es ist voll die klassische Seifenoperlogik.
Alexander
Ist eine Seifenoper.
Nicola
Ja, mit Schauspielern. Auch eine Anke Engelke ist natürlich eine bekannte Person, aber sie ist Comedian und Schauspielerin. Und es ist so produziert wie eine Soap – mit Charakteren, mit kleinen Geschichten, die da passieren. Und da merkt man: Okay, warum soll die Deutsche Bahn das machen? Es macht eigentlich keinen Sinn, eine Serie zu drehen. Aber warum sie es jetzt machen und nicht vor fünf Jahren, liegt daran, dass es jetzt funktioniert. Die Feeds belohnen genau das.
Alexander
Spätestens jetzt ist der Moment, wo man aufhören muss, langweiligen Content zu prüfen. Klingt erstmal lustig, aber gerade im B2B: Wie oft kennen wir das klassische Wasserzeichen, 80.000 Freigabeschleifen, es müssen mindestens 30.000 Produktnamen erwähnt werden, jeder will mitreden. Hat eigentlich noch nie funktioniert, aber jetzt funktioniert es erst recht nicht.
Nicola
Krass ist aber, wenn man schaut – wir hatten es gerade über Produktion – was braucht man dafür? Im Social-Bereich, wenn man nochmal guckt: Social-Media-Manager haben den Skill, Serien zu drehen, eigentlich nicht originär. Das ist nicht einfach da. Und das ist schon eine Herausforderung: Brauche ich eine externe Produktionsfirma? Wie teuer ist das? Wie lange will ich das überhaupt machen? Gibt es Episoden? Es ist eine klassische TV-Logik. Und im Prinzip brauchst du jetzt Know-how und Produktionsskills für eine serielle TV-Produktion. Vielleicht ein bisschen günstiger, weil die Technik billiger ist – aber von der Logik her ist es das Gleiche.
Alexander
Das ist auch meine Meinung. Der Entertainment-Shift hat große Auswirkungen. Als Social Media Managerin oder Manager musst du dich mehr mit dieser Videologik auseinandersetzen. Du musst nicht selbst zum Videoexperten werden – du kannst jemanden buchen oder eine Produktionsfirma beauftragen. Aber du musst die Formatlogik verstehen. Du musst dir diese Denkweise aneignen: serielle Formate, Unterhaltung, Dramaturgie. Es bringt nichts, wenn dein erstes Video ein Knaller ist und die restlichen nichts taugen.
Nicola
Es ist eine große Herausforderung. Es ändert viel. Und der schmale Grat ist: Entertainment ist Unterhaltung. Es ist oft humorvoll, laut, oder da steckt eine echte Herzensgeschichte dahinter. Das sind Geschichten. Storytelling wird wichtiger. Aber inwiefern kann ich das als Unternehmen überhaupt abbilden – oder will ich das überhaupt? Wenn ich ein B2B-Unternehmen bin, ist das gar nicht so einfach.
Alexander
Ne, es ist richtig schwer. Aber du musst bedenken: Wenn du es nicht kannst oder nicht willst, tauchst du in den Feeds nicht mehr auf.
Nicola
Es ist super schwer. Was interessant wird – und das merkt man jetzt – ist, warum viele Brands auf Influencer-Marketing setzen oder mit Creatoren kooperieren. Sie sagen: Die Creator haben serielle Formate, die funktionieren. Wir können das nicht – also sneaken wir uns da rein. Oder klassisches Paid. Die klassische Media-Logik: Jemand produziert Inhalt auf einer Plattform – früher TV, heute Streaming, YouTube, TikTok – und ich setze meine Werbung dran.
Alexander
Oder natürlich die klassischen Produktplatzierungen.
Nicola
Oder klassisch, genau. Eigentlich sind wir schon wieder in dieser sehr old-school-Logik.
Alexander
Wir gehen gerade ein paar Jahre zurück.
Nicola
Ja, auch früher war es schon so, dass viele Brands keine eigenen Formate hatten. Abgesehen davon gibt es ja das Medienrecht, also den Staatsvertrag, der regelt, dass Content von Unternehmen als Commercial gekennzeichnet werden muss. Auch wenn es inhaltlich komplett durchgeskriptet ist, muss es als Werbung erkennbar sein. Das ist nochmal ein eigenes Thema. Das müsste im Social-Bereich eigentlich auch gelten. Wenn ich jetzt als Deutsche Bahn etwas poste, ist das offensichtlich. Der Account ist ein Commercial-Account, und damit ist es abgedeckt. Aber letztlich sind es kommerzielle Inhalte. Unterhaltsame Commercials.
Alexander
Solche professionellen oder gewerblichen Accounts wetteifern ja auch darum, dass man nicht nur ihre Inhalte anschaut, sondern auch darüber spricht. Über die Bahnserie mit Anke Engelke wurde viel gesprochen. Das ist ein bisschen wie früher bei „Wetten, dass…“ – da gab es montags danach die Schlagzeilen. Jetzt fangen wir wieder an, über Serien zu sprechen.
Nicola
Absolut. Neuer Wein in alten Schläuchen, sagt man so, oder? Ich sage Sprichwörter immer falsch. Aber wo wir beim Food-Thema sind – der schöne neue Wein, es ist Herbst, wir hier in der Rheinebene. Im Prinzip ist es genauso. Am Ende des Tages lohnt sich für B2B-Unternehmen die Überlegung: Kann ich im Entertainment-Sektor mithalten? Habe ich die Budgets? Habe ich das Know-how oder muss ich es extern einkaufen? Und wenn ja, wie denke ich PR gleich mit?
Denn im Idealfall – und das ist bei anderen Reality-Formaten oder generell bei seriellen Formaten auch so – willst du, dass am Tag der Ausstrahlung und danach darüber gesprochen wird. Wenn ich jetzt „Let’s Dance“ als Beispiel nehme: RTL will ja auch, dass am Tag danach berichtet wird. Das ist die gleiche PR-Logik. Du willst, dass dein Format Gesprächsstoff wird.
Alexander
Aber du hast gerade gefragt: Können wir uns das überhaupt leisten? Wenn du es nicht kannst – und ich will ja auch optimistisch sein – aber ich bin wirklich der Meinung: Wenn du als Unternehmen oder Marke da nicht mithalten kannst, wirst du es schwer haben. Wenn die Algorithmen so bleiben wie sie sind, wird es schwierig, überhaupt noch Reichweite zu bekommen oder in den Feeds aufzutauchen. Die Feeds – Instagram und Co. – wollen verkaufen. Sie zeigen das, was die Mehrheit sehen will. Und das ist Entertainment.
Nicola
Wird schwer.
Alexander
Wir trennen es noch. Wir haben eine YouTube-App auf dem Handy, eine Instagram-App, eine LinkedIn-App. Aber eigentlich sind das alles Unterhaltungskanäle. Kanal 1 ist Instagram, Kanal 2 TikTok und so weiter. Du trennst nicht mehr zwischen TV, YouTube, Twitch, Mediathek und Social Media.
Nicola
Mediathek, Video.
Alexander
Es ist einfach eine Möglichkeit, Videos zu schauen.
Nicola
Die einen sind länger, die anderen kürzer. Dann kommt noch Podcast dazu. Ich habe heute einen Podcast gehört, der komplett als Video produziert war, ein Videopodcast. Ich habe mir also das Video angeschaut. Auch da merkt man: Die Unterhaltungsformate werden visuell. Es verschmilzt alles. Es ist eine spannende Entwicklung.
Ich glaube, als Unternehmen muss man sich strategisch überlegen: Wie will man da stattfinden? Organisch stattzufinden ist jetzt schon unfassbar schwer und wird noch schwerer. Dann ist die Frage: Gehe ich voll auf Paid? Das kann eine Logik sein, wie früher. Ich mache meine Commercial-Spots rund um Content. Oder ich habe ein nischigeres Thema, eine WhatsApp-Gruppe oder etwas, das in der Form einzigartig ist. Alles, was mit E-Commerce zu tun hat, ist nochmal spezieller. Aber ich biete vielleicht etwas an, das so nicht existiert. Ich glaube, das ist richtig schwer.
Alexander
Auch bei Paid musst du überlegen. Wir hatten gerade die Apps wie deine Kanäle damals. Du zapst dich durch deinen Feed, klickst durch die Storys. Und du siehst eigentlich nur noch Creator und Marken, die Entertainment ausstrahlen. Und jetzt kommt da ein Unternehmen, irgendein B2B-Softwareanbieter oder die Böcker Maschinenwerke.
Nicola
Wird spannend.
Alexander
Fällt das dann noch auf? Vielleicht ja. Aber fällt dir klassische Paid-Werbung noch auf? Oder brauchst du ein Budget, damit dein Produkt im Video eines Creators auftaucht? Auch da wird die Budgetfrage kommen.
Nicola
Auf jeden Fall. Unterm Strich bleibt es spannend. Es ist strategisch eine Herausforderung, mit diesem starken Unterhaltungsfokus umzugehen. Ich glaube nicht, dass sich das schnell ändern wird. Die Plattformen werden nicht zurückgehen zu einem super persönlichen Feed. Im Entertainmentmarkt steckt zu viel Werbebudget. Da verdient man einfach mehr Geld als mit privaten Inhalten.
Gerade in der EU laufen wieder Verfahren gegen Meta, wegen Datenschutz und Transparenz im Feed. Die Plattformen sind gut beraten, zu sagen: Wir machen Entertainment. Wir haben kein Problem mit privaten Daten. Außer bei der Ausspielungsthematik. Aber wir nutzen keine privaten Fotos mehr, brauchen wir gar nicht. Daher glaube ich, dass uns dieses Thema weiter begleiten wird.
Alexander
Und da man jetzt auch an Unternehmen sieht, dass Mut bewiesen wird, ich glaube, du brauchst heute noch viel mehr Mut als früher. Die Zeit der Freigabeschleifen ist vorbei.
Nicola
Ja, und ich habe es ja schon gesagt, jetzt kommen wir auch zu unseren Wins. Böcker Maschinenwerke – was klingelt da bei dir?
Alexander
Ich habe einen neuen Lieblingshit auf Social Media. Und hey, es war ein Bild. Wir haben die ganze Zeit von Video gesprochen, aber die haben ein Bild gepostet.
Nicola
Das war kein Video.
Alexander
Aber ich fand es genial. Da war sicher keine Freigabeschleife im Werk. Da gab es bestimmt nicht 80 Feedback-Gespräche. Und man hat auch nicht lange auf dem C-Level nachfragen müssen. Böcker Maschinenwerke – sage ich das richtig? Und habe ich den Firmennamen korrekt?
Nicola
Hebekranbühnen, oder? Sagst du das so? Böcker Maschinenwerke, glaube ich. Wenn nicht, korrigiert uns – sorry.
Alexander
Da gab es ja diesen Einbruch im Louvre. Die sind über eine Baustelle ins Museum eingedrungen, über einen Hebekran geklettert. Und die Firma, die diese Hebekräne herstellt, hat einfach die Gunst der Stunde genutzt und ein ziemlich lustiges Posting gemacht: Mit ihren Kränen kann man Schätze bis zu 400 Kilogramm sicher hoch und runter heben.
Nicola
Und durch den Elektromotor sehr leise. Ich musste so lachen.
Alexander
Und das ist für mich der Punkt: ich bin ja ein Verfechter der Meinung, dass B2B-Content nicht langweilig sein muss. Die beweisen es. Humor ist ein Klassiker. Und mir gefällt einfach, dass hier einfach gepostet wurde. Man hat die Gunst der Stunde genutzt.
Nicola
Es war mutig. Richtig mutig. Böcker Maschinenwerke – ich kannte die vorher gar nicht. Ich kenne mich mit Hebekranbühnen überhaupt nicht aus. Ich weiß, dass es sie gibt, aber welche Brands dahinterstehen, keine Ahnung. Es ist ein klassisches B2B-Thema, ein klassisches Baugewerbethema. Und sie haben die News-Logik genutzt: Du hast nur ein kleines Zeitfenster, in dem du reagieren kannst.
Du musst ein Risiko eingehen. Der Kunstraub in Paris war ein negatives Erlebnis, aber es kam niemand zu Schaden. Die Hebekranbühne ist nicht schuld daran, dass das passiert ist. Und ich finde, das war mutig. Und ich muss zugeben, das ging wie ein Lauffeuer. Ich habe es privat in einer WhatsApp-Gruppe bekommen, von Menschen, die im Baugewerbe arbeiten. Zielgruppe erreicht, mit Humor und Popkultur.
Alexander
Und es wird jetzt extrem viel darüber gesprochen. Wir haben es als unseren Win ausgewählt.
Nicola
Absolut. Ich kenne die Firma jetzt auf jeden Fall. Vielleicht machen sie danach nie wieder etwas. Ich habe keine Ahnung, ob sie Social weiter ausbauen. Aber trotzdem, das war ein voller Werbecoup. Und organisch. Die Grafik sieht nicht aus, als wäre da ein großes Budget dahinter gewesen.
Muss man ja auch gar nicht. Glückwunsch an der Stelle. Ich habe auch noch einen Win mitgebracht. Der Account ist von Opa Werner. Wahrscheinlich ist das ein alter Hut, und die meisten von euch kennen ihn schon. Aber ich finde Opa Werner mit dem Matsche-Latsche-Test einfach großartig. Er ist 88 Jahre alt, hat einen eigenen Account und zusätzlich die Rentner-WG. Er macht Videos über das Rentner-Dasein und testet Matsche-Latsche. Sehr unterhaltsam.
Alexander
Aber hey: Opa Werner hat es verstanden. Das, was manche Unternehmen nicht verstehen. Die Rentner-WG ist wie eine Serie aufgebaut.
Nicola
Ist eine Serie. Und sehr unterhaltsam gemacht. Nicht hochwertig produziert, aber es hängt stark an den Protagonisten. Opa Werner – Thema 50-plus-Content, in dem Fall 80-plus – sehr unterhaltsam. Das, worüber wir gesprochen haben: Entertainment. Genau das ist Opa Werners Account und die Rentner-WG.
Alexander
Alter ist keine Hürde, um Content zu machen.
Nicola
Und keine Geschichte erzählen zu können oder nicht lustig zu sein. Opa Werner ist einfach lustig.
Alexander
Und es funktioniert gut. Es kommt sehr gut an.
Nicola
Absolut. Ich habe dir auch noch ein paar Sachen geschickt, die uns über den Weg gelaufen sind. Eine Sache hat mein Herz besonders getroffen. Das war ein BBC Radio 4 Ausschnitt aus einem Interview bei Saturday Live. Da gab es ein Video, ein Plädoyer für die deutsche Sprache.
Susie Dent hat sich dafür ausgesprochen, dass sie die deutsche Sprache so schön findet. Das fand ich interessant, denn gerade in UK ist Deutschland nicht immer positiv besetzt. Die deutsche Sprache wird oft als hart und militärisch wahrgenommen. Und sie hat gesagt, dass sie die Sprache faszinierend findet, weil sie so viele Möglichkeiten bietet.
Nicht nur war das Video schön – es ging viral. Ganz viele haben kommentiert. Und das erlebt man selten: ausschließlich positiv. Es war eine Happy-Happy-Bubble. Die Leute haben geschrieben, welche Wörter im Deutschen besonders schön sind. Als Muttersprachlerin hat man natürlich einen anderen Blick als jemand, der die Sprache lernt. Und da waren richtig schöne Wörter dabei.
Wortschatz wurde oft genannt. Kopfkino – das gibt es im Englischen so nicht.
Alexander
Feierabend ist toll. Und Kopfkino ist auch sehr schön.
Nicola
Die Idee des Kopfkinos. Und auch der Feierabend wurde gefeiert. Die Zeit zwischen Arbeit und Schlaf – dass man das feiert. Die Sprache zeigt, wie man denkt. Und das wurde so schön erklärt.
Alexander
Und überhaupt! Ein Social Media Post, bei dem die Reaktionen ausschließlich positiv, nett, happy und fröhlich sind.
Nicola
Ja.
Alexander
Das ist wirklich eine Seltenheit.
Nicola
Total. Und ich muss zugeben, da ist die Magie des Social Dialogs. Ich habe die Kommentare total gern gelesen und gefeiert. Ganz schöne Kommentare. Viele Wörter: Pustekuchen war auch dabei. Ganz, ganz nette Wörter. Fand ich richtig schön.
Alexander
Pustekuchen.
Nicola
Der Pustekuchen. Ja, da waren ein paar richtig witzige Wörter. So welche, bei denen man denkt: Ja klar, aber… Mein Lieblingswort war übrigens „Freiheit, Gleichheit, Frieden“. Ich dachte, okay, hört sich trotzdem hart an, wenn wir es so sagen. Freiheit, Gleichheit, Frieden, das sind schon eher die harten Wörter. Kopfkino ist da ein bisschen lyrischer.
Alexander
Weißt du, was für mich das deutscheste aller deutschen Wörter ist? Umsatzsteuervoranmeldung.
Nicola
Toll, ganz tolles Wort.
Alexander
Da kriege ich auch Kopfkino von.
Nicola
Da kriege ich kein Kopfkino, das ist richtig ernüchternd. In dem Video, ich will da gar nicht zu tief einsteigen, aber der Moderator erklärt, was er so spannend findet an der deutschen Sprache: dass manche Wörter schon durch ihren Klang ausdrücken, was passiert. Das Beispiel war „Auspuff“. Und er meinte, wie schlau eine Sprache ist, die dieses „Puff“ im Wort hat – weil der Laut schon zeigt, worum es geht. Fand ich ganz nett.
Alexander
Es gibt im angloamerikanischen Raum dieses Meme „Is there a German word for…?“ Das gefällt mir total. Ich habe ja im Studium teilweise Linguistik gemacht. Im englischsprachigen Raum denken viele, dass es für jede Lebenssituation ein deutsches Wort gibt. Weil man im Deutschen so leicht Wörter zusammensetzen kann, wie Lego. Das sagen sie auch in dem Video, das du mir geschickt hast. Deswegen glauben sie, dass es für alles ein deutsches Wort gibt. Ich mag das Meme sehr.
Nicola
Das ist ein schöner Gedanke. Und ich muss zugeben – das liebe ich auch an der deutschen Sprache. Wenn es das Wort nicht gibt, kannst du es einfach erfinden.
Alexander
Hatten wir noch einen schönen Ausflug. Follow Happiness in die Linguistik.
Nicola
Ja, und da wir in der Kommunikationsbranche arbeiten, ist da auch ein bisschen Liebe und Leidenschaft, nicht nur für Social Media, sondern vor allem für die Sprache, mit der wir täglich zu tun haben. Und nicht nur Emojis, auch was Schönes.
In dem Sinne wünsche ich dir eine schöne Woche. Einen schönen Feierabend.
Alexander
Schönen Feierabend.
Nicola
Ciao mit deinem Wortschatz. Ich habe jetzt Kopfkino.
Alexander
Macht’s gut.
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